IndoorMarathon 2018 – 55 Runden durchs Nürnberger TÜV Gebäude

Manchmal ist ein Bericht schnell geschrieben und manchmal dauert es eben bis ein Bericht geschrieben ist. Dieses Mal dauerte es etwas länger, denn irgendwie habe ich keine Ruhe gefunden, meine Erlebnisse bei meinem ersten IndoorMarathon in Worte zu fassen.

Viele können es schon nicht verstehen, wenn man einen Halbmarathon oder Marathon läuft, läufst Du einen Ultra erntest Du Kopfschütteln und wenn Du dann erzählst dass Du einen Marathon Indoor läufst, auf einer Runde von etwas mehr als 760 Meter und über zwei Stockwerke in einem „normalen“ Bürogebäude, erklärt man dich endgültig für verrückt.

Das erste Mal stieß ich auf diesen Lauf vor 1 Jahr, doch zuerst war er ausgebucht, dann hatte ich einen Nachrückerplatz und dann wurde ich krank. So wollte ich dieses Jahr endlich mal an diesem Lauf teilnehmen und war einer der Ersten, die sich angemeldet haben als die Anmeldung geöffnet wurde.

Bevor ich zum Tag des Laufes komme noch kurz ein paar Informationen zu dem Lauf. Er findet jedes Jahr im Gebäude des TÜV Rheinland in Nürnberg statt und es wird die Halbmarathon und Marathonstrecke angeboten, wobei man den Marathon auch als Staffel laufen kann. Beim Marathon geht es über 55 Runden, wobei eine Runde ca. 760m ist und über das Erdgeschoss und den Gängen des Kellers geht. Durch den Lauf über zwei Stockwerke sammelt man auch 455 Höhenmeter, die nur aus Treppen bestehen und somit irgendwann zur Qual werden. Da auf dieser Strecke nicht viel Platz ist, sind nur 120 Einzelläufer und 30 Staffeln zugelassen, also eine schöne kleine familiäre Laufveranstaltung.

Doch kommen wir endlich zum 11.11.2018 dem Tag des Laufes, an dem der Start genau um 11:11 Uhr erfolgen sollte – Beginn der närrischen Zeit!

Eigentlich ist der TÜV Rheinland von mir ja nur einen Katzensprung entfernt, doch wenn man von der falschen Zeite an das Gelände heran fährt kann es schon mal etwas länger dauern, doch irgendwann hatte ich den Parkplatz gefunden und konnte mich auf den Weg zur Startnummernausgabe machen. Name genannt, die nette Dame sucht und plötzlich ein verzweifelter Blick von ihr … sie hat meine Startnummer bereits jemand anders gegeben … ups und nun. Nach einer kurzen Recherche ist klar wer meine Nummer bekommen hat und so bekomme ich einfach seine. So diese zwei Hürden schon mal genommen, ich hoffe der Lauf birgt nicht noch mehr solcher Überraschungen.

Nachdem ich mich umgezogen habe treffe ich auf ein paar bekannte Gesichter, unter ihnen auch Uwe, der sich so richtig chic gemacht hat!

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Uwe in seinem rosa Tutu

So ein paar Läufer laufen sich hier sogar warm, doch darauf verzichte ich mal lieber und suche mir ein ruhiges Plätzchen wo ich bis zum Start sitzen kann. Um kurz nach 11:00 Uhr ist es dann so weit, noch eine kurze Einweisung vom Veranstalter, mit der Bitte im Treppenhaus nicht zu überholen und auf den Gängen immer rechts zu laufen, damit die Schnelleren links ohne Probleme überholen können.

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Kurz noch den Fasching mit einer Laolawelle eigeleitet.

Dann begaben sich alle Marathonläufer (inklusive Staffel-Läufer) zur Startlinie in einem der Gänge und so ungefähr um 11:11 Uhr gab es den Startschuss.

Da ich die 760 Meter lange Runde noch gar nicht kannte, startete ich ganz verhalten und ließ mich von den anderen Läufer erstmal mitziehen. Schon nach wenigen Metern passierten wir den eigentlichen Dreh- und Angelpunkt des ganzen Laufes, das Foyer. Hier war zum einen die Zeitmessung bzw. Rundenzählung, hier spielte die Samba Band und die meisten Zuschauer waren hier versammelt. Die Stimmung war von Anfang an der Hammer, da würde es auf keiner Runde langweilig werden.

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Nachdem man das Foyer das erst Mal passiert hatte, ging es in einer engeren Kurve um den Aufzug und dann wieder ins Foyer. Danach tauchten wir das erst Mal in einen der Gänge im Erdgeschoss ein und es ging für gute 100 Meter gerade aus. Dann kam das erste Treppenhaus, welches gut mit Matratzen ausgekleidet war, so dass sich niemand verletzen sollte, sollte man doch mal ins straucheln geraten oder eine Kurve zu eng nehmen. Dann ging es im Untergeschoss den Gang wieder zurück, bis wir uns unterhalb des Foyer befanden. Hier gab es auch die Verpflegungsstation, an der wir 55 mal vorbei kommen sollten. Die Strecke bog hier im 90 Grad Winkel nach links ab und uns schallte guter alte Rockmusik entgegen. Nach nicht mal 100 Metern erreichten wir die Musik und bogen knapp vor Ihr wieder ins Treppenhaus ab. Jetzt ging es wieder ein Stockwerk nach oben, noch konnte man 2 Stufen auf einmal nehmen und flog nur so die Treppe nach oben, wie dass nach ein paar Runden aussehen wird, wird sich zeigen. Kurz nach dem Treppenhaus erreichten wir auch wieder den Punkt von wo wir gestartet waren. Eigentlich war die Runde sehr kurzweilig und dauerte nur etwa 4 Minuten, mal sehen wie lange die Kurzweilligkeit der Runden andauern würde.

Kurz nach der Zeitmessung gab es noch eine große Leinwand auf der man seine aktuelle Platzierung und Rundenzahl ablesen konnte. Das Ablesen war meistens ganz gut möglich, doch soviel sei schon gesagt, desto mehr Runden es wurden, desto mehr schwand die Konzentration und somit auch die Fähigkeit sich beim vorbei laufen mal schnell auf einer Liste zu finden.

Und so spulte ich Runde für Runde ab, jedes mal wenn ich das Foyer passierten gab es aufmunternde Worte. Tauchte ich in die Gänge ein, wurde es wieder zum konzentrierten Lauf. Hohe Konzentration war auch jedes Mal in den Treppenhäusern gefragt, denn von Runde zu Runde wurde es für mich schwieriger die Treppen einfach fluffig herunter zulaufen und die Treppen nach oben wurden spätestens nach der 20 Runde zur Treppenwanderung.

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Blick auf die Anzeige der Runden u. Rundenzeiten

So ab Runde 20 spürte ich langsam was die wirkliche Härte dieser Strecke sein sollte, es waren nicht die Treppenhäuser, es war die stehende Luft. Man hatte zwar überall die Fenster aufgemacht, doch die Luft wurde zusehends trockener und es gab keinen kühlenden Gegenwind. An der Verpflegungsstation griff ich jede 5 Runde zu einem Becher ISO und versuchte so meinen Flüssigkeitshaushalt im Griff zu halten.

Wie immer kommt bei mir der Punkt bei einem Marathon, wo ich gerne mal kurz abbiegen würde um mich zu erleichtern und da kam hier der riesige Vorteil zu tragen, dass man in einem Bürogebäude lief. Pro Runde gab es mindestens 4-5 Möglichkeiten mal kurz abzubiegen und in Runde 24 nutze ich eine dieser Gelegenheiten. Auch ab diesem Zeitpunkt war es so, dass die Runden nicht mehr einfach so dahin flogen. So langsam fragte ich mich schon, wann ich denn endlich die Hälfte geschafft hätte. Zum Glück traf ich auf der Strecke immer mal wieder auf bekannte Gesichter und so wurde ich etwas abgelenkt.

Die Rundenzeiten schwankten schon sehr stark, da es immer darauf an kam, zu welchem Zeitpunkt man ein Treppenhaus erreichte und ob man durchlaufe/gehen konnte oder ausgebremst wurde. Eigentlich war mir das ja egal, denn die Zeit spielte nur eine untergeordnete Rolle. Ich hatte nur ein Ziel, ich wollte unter 4 Stunden bleiben.

Und so ging es weiter und weiter, Runde für Runde. Nachdem ich die 28 Runde abgeschlossen hatte, gab es einen kurzen Motivationsschub … nur noch 27 Runden.

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Noch immer voll motiviert!

Leider hielt dieser Motivationsschub nur kurz an und die Treppen nach oben wurden immer härter. Die trockene Luft setzte mir immer mehr zu und so wählte ich zweimal kurz die Möglichkeit abzubiegen, um mir eiskaltes Wasser über das Gesicht und den Nacken laufen zu lassen.

Nach meiner Kalkulation lag ich nach 45 Runden immer noch unter der 4 Stundenmarke und somit war alles gut. Als ich so bei Runde 50 wieder auf die Leinwand mit den Rundenzahlen und Zeiten schaute, kam es mir plötzlich etwas komisch vor. Irgendwie kam ich bei meiner schnellen Überschlagsrechnung nun über 4 Stunden, konnte ich nicht mehr rechnen, hatte ich etwas falsch gelesen. In der nächsten Runde schaute ich noch einmal auf die Leinwand, noch 4 Runden to go und ich hatte schon 3:48 auf der Uhr. Bedeutete ich würde etwas über 4 Stunden landen, auch nicht so schlimm, aber schon komisch.

Dann kam sie, die letzte Runde, noch einmal 760 Meter, noch einmal die Treppe runter und noch einmal die Treppe hoch und das sollte es dann sein. Auf dieser letzten Runde bedankte ich mich nochmal bei der Verpflegungsstation für die tolle Unterstützung und genauso bei der Musik im Keller, die mich jede Runde gepuscht hat.

Es war geschafft 55 Runden in einem Bürogebäude, 55 mal die Treppe runter, 55 mal die Treppe hoch und 42,195 Kilometer in den Beinen … oder?

Im Zielbereich versicherte ich mich, dass ich wirklich alle geforderten 55 Runden absolviert hatte und war dann einfach nur noch froh. Meine Uhr zeigte 44,44 Kilometer und eine Zeit von 4:06:41 an. Etwas viele Kilometer, aber vielleicht ist die Messung mit dem Stryd ja doch nicht so genau. Kaum war ich fertig kam auch schon Uwe zu mir und gratulierte mir zu diesem Lauf, er war in einer Staffel gestartet und ich hatte ihn auch unterwegs einmal getroffen.

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Ich holte mir brav meine Medaille und Finisher-Shirt ab und gönnte mir dann im Sitzen ein kühles Weißbier. Das Aufstehen war schon wesentlich schwieriger und der Gang hinunter zu den Duschen war eine Herausforderung, doch endlich unter der Dusche zu stehen war dann eine Wohltat. Ich grübelte immer noch nach wo ich mich denn unterwegs verrechnet hatte, mir wurde mein Fehler aber nicht klar.

Zuhause angekommen legte ich mich aufs Sofa und lass auf Facebook die ersten Posts zu dem Lauf. Einige schrieben von Fehlern bei der Rundenzählung und mich beschlich so langsam das Gefühl, dass da auch bei mir etwas nicht passen könnte. Ein Blick auf die Ergebnisliste mit den einzelnen Rundenzeiten gab mir Gewissheit, da gab es zwei Runden, die mit der Zeit irgendwie nicht passten könnten. Ich schrieb eine E-Mail an den Veranstalter und so nach und nach wurden die Runden korrigiert.

Mein offizielles Endergebnis war am Ende dann 3:58:09, was schon eher passte, auch wenn meine letzte Runde mit einer 4:45,2 ausgegeben wurde, was nicht stimmen konnte, da ich die letzte Runde nochmal richtig Gas gegeben hatte. Was soll’s, war eher ein Funrun!

Insgesamt ist es schon eine kuriose Sache, so einen Marathon in einem Gebäude zu laufen und wer Lust hat sollte so etwas mal mitgemacht haben. Für mich war es die erste Teilnahme und aktuell würde ich nicht noch einmal teilnehmen, ich Laufe einfach viel zu gerne draußen und dass egal bei welchem Wetter.

Wer noch einen kurzen Eindruck von dem Lauf bekommen möchte der kann sich den Beitrag des BR-Fernsehen ansehen.

Bei mir neigt sich das Laufjahr jetzt so langsam dem Ende entgegen. Silvester werde ich noch beim Nürnberger Silvesterlauf über 10k starten und dann für 2 Wochen die Beine hochlege, bis es am 12. Januar zum ersten Ultratrail in 2019 geht (Taunus Ultratrail).

Bis dahin … keep on running!

3 Kommentare zu „IndoorMarathon 2018 – 55 Runden durchs Nürnberger TÜV Gebäude“

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