Der Beginn dieses Lauf-Jahres hatte wirklich nichts Positives. Krankheitsbedingte Absage meiner Teilnahme beim Taunus Ultratrail und beim Rodgau Ultra nach 40 km abgebrochen, weil ich immer noch nicht fit war. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich viel Zeit nachzudenken, darüber nachzudenken was ich mir dieses Jahr läuferisch für Ziele setzen möchte. Eines kristallisierte sich relativ schnell heraus, ich wollte endlich mal wieder meine PB beim Halbmarathon verbessern. Auf der Suche nach einem geeigneten Halbmarathon zu Beginn des Frühjahrs, viel die Wahl sehr schnell auf den Halbmarathon beim Obermain Marathon in Bad Staffelstein. Die Strecke dort ist sehr flach und führt zum Großteil über geteerten Untergrund, optimal um einen schnellen Lauf hinzulegen.
Vom Augenblick der Idee, bis zum Wettkampftag hatte ich genau 10 Wochen Zeit für ein entsprechendes Training. Der Plan war schnell aufgestellt und zu Beginn lief alles optimal. Es war zwar mal wieder hart Intervalle und Tempoläufe am Limit zu machen, aber schon nach kurzer Zeit zeigten sich die ersten Erfolge. Nach der dritten Woche, schlug dann ein grippaler Infekt zu, der mich für etwas mehr als zwei Wochen an keinerlei Art von Lauftraining denken ließ.
Die zwei Wochen waren hart, gerade lief es so gut und jetzt schon wieder eine ungeplante Auszeit. Doch zum Glück kam ich sehr schnell wieder ins Training und von jetzt ab lief zum Glück alles nach Plan. Aus 10 Wochen waren 7,5 Wochen Training geworden. Sollte dass für den Angriff auf eine neue PB reichen?
Die Woche vor dem Halbmarathon in Bad Staffelstein ging ich dann noch sehr ruhig an und versuchte soviel Erholung wie nur möglich zu bekommen. Dann war es da, das lang ersehnte Wettkampf-Wochenende. Am Samstagmorgen nochmal lange geschlafen und wieder früh ins Bett, denn um 6:00 Uhr sollte der Wecker wieder klingeln. Ich habe die Nacht auf Sonntag super geschlafen und war Morgens top fit! Kurz etwas gefrühstückt und dann machte ich mich zusammen mit meiner Frau auf den Weg nach Bad Staffelstein. Ich bin doch immer sehr froh wenn mich meine Frau begleitet, das gibt mir irgendwie ein gutes Gefühl.
Angekommen in Bad Staffelstein machten wir uns zuerst auf den Weg zur Startnummernausgabe in der Adam-Riese-Halle. Hier war zwar schon sehr viel los aber das Abholen der Startnummern war innerhalb weniger Momente erledigt und so hatten wir noch über 1 Stunde Zeit bis zum Start.

Meine Frau gönnte sich in Ruhe einen Kaffee und ich versuchte meine nervöse Blase unter Kontrolle zu bringen! Eine knappe Halbestunde vor dem Start machten wir uns dann auf in Richtung Start, so dass ich noch genügend Zeit haben sollte mich aufzuwärmen. 15 Minuten vor uns startete der Marathon und am Start traf ich auf Markus Siegler und Steffen Gertscher . Steffen war heute nur zum Zuschauen hier, doch Markus nahm den Marathon in Angriff und soviel kann ich gleich hier verraten, er kam mit einer 2:49:47 in Ziel und holte damit den 3ten Platz. Respekt!!!
Ich lief mich 2 km ein und sortierte mich dann im vorderen Teil des Starterfeldes ein, direkt hinter dem 1:29er Pacer. Mein Traum war es heute die 1:30 Stunden zu knacken, ob es gelingen würde war ich mir wirklich nicht sicher. Mein Plan war, mich an den 1:29er Pacer zu halten und nach 5 km zu sehen was meine Beine so sagen.

Kaum war der Start freigegeben machten sich die fast 1.000 Läufer auf den Weg und ich versuchte am Pacer dran zu bleiben. Das Dranbleiben war auf den ersten Metern gar nicht so einfach, den sowohl der Pacer wie auch ein paar andere Läufer, die ihm folgten mussten sich Ihren Weg durch das Feld suchen.
Nach nicht ganz einem Kilometer verließen wir Bad Staffelstein und es ging raus in Richtung Nordost nach Schönbrunn. Kaum waren wir auf der breiten Straße spürte man den etwas stärkeren Wind aus genau der Richtung in die wir liefen. Ich versuchte mich sofort in der Mitte des Feldes hinter dem Pacer zu positionieren, um soviel Windschatten wie nur möglich zu bekommen. Diese Idee hatte ich aber nicht alleine und so kam ich immer wieder in den Wind, der einiges an Kräften kostete.
Nach Kilometer 2 erreichten wir bereits Schönbrunn und es ging weiter gegen den Wind in Richtung Reundorf, wo nach 4 km die erste Verpflegungsstation sein sollte. Als wir nach Reundorf hineinliefen wurde die Laufstrecke plötzlich enger und ich hatte keine Möglichkeit zu sehen was vorne kam. Und plötzlich … war ich an der Verpflegungsstation vorbei. Das fing ja schon mal gut an! Leider gab es vor der Verpflegungsstation keinen Hinweis, was im Nachhinein wirklich ärgerlich war. Anhalten und ein paar Meter zurück zu gehen war undenkbar, da musste ich jetzt durch. Ich wusste, das der nächste Kilometer noch weiter gegen den Wind gehen würde und wollte den Windschatten der Gruppe nicht verlieren. Es ging raus aus dem Ort, wieder über freie Fläche, wieder gegen den Wind.
Nach 5 km stand eine 20:47 auf meiner Uhr, ich war also voll im Plan! Ich wusste , dass mich dieser Wind leider soviel Kraft gekostet hatte, dass ich diese Pace nie bis ins Ziel durchhalten würde. Ich schaltete also auf Plan B um, eine Zeit zwischen 1:30 und 1:35 war jetzt im Visier. Ich blieb noch bis Kilometer 6 an der Gruppe dran und ließ sie dann langsam ziehen. Ab hier kam der Wind von der Seite. Als wir Reundorf ein zweites mal erreichten, hatte ich die Hoffnung, vielleicht doch noch etwas zu trinken zu bekommen. Und dann kam die Verpflegungsstation wieder in Sicht, leider auf der falschen Seite. Doch ich sah, das ein paar Helfer auch Läufern auf meiner Seite Wasser anboten. Als ich nah genug an der Verpflegungsstation war, nahm ich Augenkontakt zu einem der Helfer auf, damit gab ich ihm zu verstehen einen Becher zu nehmen. ich wollte auf keinen Fall das Risiko eingehen wieder nichts zu bekommen. Der Schluck Wasser tat gut, ebenso der Rest den ich mir über die Unterarme schüttete.
So „gestärkt“ machte ich mich auf den 8ten Kilometer. Endlich mal den Wind voll im Rücken. Ich nahm trotzdem kurz etwas Pace raus um mir etwas Erholung zu gönnen. Wir passierten die Bundestrasse an der wir entlang gelaufen waren und dann eine Brücke über die Autobahn. Der Weg ging leider wieder leicht in Richtung Osten, was wieder Gegenwind bedeutete. Die Autobahnbrücke war hart, wenn sie auch nur wenige Höhenmeter hatte. Kurz darauf hatten wir wieder Rückenwind und erreichten die Kilometermarke 10.
Die Uhr zeigte jetzt eine 42:41 und damit lag ich nur 6 Sekunden über meiner 10 km Bestzeit. Für eine 1:30 könnte es noch reichen, aber es würde sehr knapp werden. Die Strecke führte jetzt wieder in Richtung Bad Staffelstein und kurz vor Kilometer 13 sollte meine Frau stehen, um mich anzufeuern und mir ein Gel zureichen. Schon von 100 Meter Entfernung konnte ich sie sehen und es tat sau gut! Ich griff mir das Gel, nahm es gleich und machte mich auf die letzten 8 km.

Die Strecke führte uns wieder raus aus Bad Staffelstein und ging ganz leicht Bergauf. Auch wenn hier nur 20 Höhenmeter zu überwinden waren, kostete es einiges an Kraft und die Pace fiel auf eine 4:37 herab. Jetzt hieß es für mich beißen und es half mir sehr, dass es im Folgenden 2 km sanft bergab nach Unterzettlitz ging. Ich lief hier mit einer 4:20 Pace weiter und versuchte mich etwas zu erholen, denn die nächsten knapp 2 km würden wieder gegen den Wind gehen. Kurz nachdem wir in Richtung Wind liefen überholte mich ein anderer Läufer und ich beschloss, dass es das Beste sein würde seinen Windschatten zu nutzen. Auch Ihm merkte man den Kampf gegen den Wind an, aber er war noch besser drauf als ich.
Als dann endlich der Sprecher vom Ziel-Bereich zu hören war, war das das Zeichen, dass es auf die letzten 2,5 km ging. Jetzt ging es Richtung der kleinen Seen, die nordwestlich von Bad Staffelstein liegen und für mich der schönste Teil der Strecke war. Die 1:30 waren in weite Ferne gerückt und so beschloss ich die letzten Kilometer zu genießen. Ich fand sogar noch Kraft und Lust mich mit einem anderen Läufer kurz zu unterhalten. Der Weg führte uns nun ein Stück entlang eines der Seen und durch den Kurpark, bis wir letztendlich direkt in Richtung des Sportplatzes liefen.
Die Stimmung war genial und ich genoss die 3/4 Runde auf der Bahn und vor allem den Zieleinlauf. Die Uhr blieb bei einer 1:32:39 stehen, was für mich an diesem Tag voll und ganz ok war.

Im Zielbereich entdeckte ich auch schnell meine Frau, die, nachdem ich mir mein wohlverdientes Ziel-Weizen abgeholt hatte, ein Finisher-Foto machen durfte.

Natürlich hat es mich etwas gewurmt, dass ich die 1:30 nicht geknackt habe, aber ich habe auch gemerkt, dass bei optimalen Bedingungen noch etwas mehr geht.
Nach einer wohltuenden Dusche wanderten wir dann noch auf den nahe gelegenen Staffelberg. Unterwegs haben wir noch die letzten Teilnehmer des Marathons angefeuert und uns oben eine Brotzeit und ein kühles Kellerbier gegönnt.

Als nächstes steht der Krenlauf in Baierdorf an, ein hoffentlich schneller 10er, bei dem ich einem Arbeitskollegen unter die 45 Minuten Marke verhelfen möchte.
1 Woche später geht es dann zum Bamberger Weltkulturerbelauf. Dieser führt über die Halbmarathondistanz durch das historische Bamberg. In der Bergstadt präsentiert sich Bamberg als das fränkische Rom und die Inselstadt wird gerne als „Klein Venedig“ betitelt. Ein Lauf bei dem es für mich nicht um eine Top Zeit geht, vielmehr geht es darum die Atmosphäre zu genießen.
Ihr seht also die nächsten Blog-Beiträge werden bald kommen und bis dahin …
… keep on running!
Ein Gedanke zu „Halbmarathon beim 15. Obermain-Marathon“