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Altmühltrail 2017 – Wenn es mal nicht läuft!

Vorher hatte ich nur davon gehört, es aber noch nie selber so extrem erlebt. Ein Wettkampf, eine Laufveranstaltung, in der gar nichts passt, es einfach nicht läuft. Diese Erfahrung durfte ich beim Altmühltrail 2017 dieses Jahr machen.

Der Altmühltrail ist ein Trailrennen über ca. 27 km und 670hm. Es wird noch eine zweite kürzere Strecke mit ca. 9 km und 22hm angeboten, optimal für die, die mal Trail-Luft schnuppern möchten. Die Veranstaltung findet seit nun 3 Jahren im Altmühltal immer Ende Oktober statt und lockt Trailrunner aus ganz Deutschland an.

Diese Veranstaltung ist klein und fein, die Teilnehmerzahl begrenzt und fast schon eine familiäre Atmosphäre. Hier kommt es nicht immer nur auf Bestzeiten an und der Erste zu sein, vielmehr ist es eine Art „Saison-Abschluß-Treffen“.

Doch wer dabei sein will, muss schnell sein, die Startplätze sind begehrt und so sind die Startplätze sehr schnell vergeben.

Für mich sollte es dieses Jahr auch wieder der krönende Jahresabschluss werden. Im September war ich noch abtrünnig beim Berlin Marathon auf der Straße unterwegs und freute mich endlich wieder an einem Trailrennen teilzunehmen.

Die Wochen davor waren nicht lustig, nach Berlin hatte mich eine Erkältung erwischt und diese wollte einfach nicht komplett verschwinden. So viel die Vorbereitung für diesen Lauf auch mehr als nur mäßig aus, doch 27 km sollten eigentlich kein Problem sein, eigentlich.

Doch ein letzter Lauf kurz vorher stimmte mich wieder ganz positiv, die Beine schienen fit und die Erkältung auch endlich bezwungen. So machte ich mich am Samstag gegen 9:30 Uhr Richtung Dollnstein, im Altmühltal, auf den Weg. Der Start war erst gegen 12:00 Uhr und so hatte ich genügend Zeit für die 150km weite Anreise.

Vorort machte ich mich gleich auf meine Startunterlagen abzuholen. Hier ging es wie im vergangenen Jahr ruhig und ohne Hektik zu. Innerhalb von wenigen Minuten hatte ich alles was ich brauchte und so setzte ich mich ganz gemütlich auf eine Bank in der Sonne und genoss die wärmenden Strahlen. Kaum saß ich, kam ich auch schon ins Gespräch mit einer Läuferin auf München und plötzlich stand dann auch Johannes vor mir. Johannes (Arbeitskollege) wollte heute eigentlich auch auf die Langstrecke gehen, doch es gibt Dinge im Leben, da muss man den Plan ändern, so schwer es ihm auch fiel. Doch er wanderte mit seinen beiden Töchtern eine Runde und ich hoffte ihn unterwegs irgendwo zu sehen.

Dann machte ich mich so langsam fertig, zog meine Laufsachen an, packte meinen Rucksack final und machte mich auf in Richtung Start. Kurz vor 12:00 war es dann endlich soweit, ich hatte mich extra etwas weiter vorne eingereiht, wollte ich zu Beginn doch etwas Gas geben, um nicht auf den schnell kommenden Singletrails eingekeilt zu sein.

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Es wurde gemeinsam noch von 10 heruntergezählt und dann ging es los. Im Gegensatz zum vergangenen Jahr, ging es dieses Jahr erst ein paar Meter durch Dollnstein und dann ins Gelände. Der Anfang war noch relativ flach und es lief alles wie geplant, das Feld hatte sich schnell sortiert und ich meine Position gefunden.
Nach 3km kam dann der erste ganz leichte Anstieg und plötzlich fühlte sich alles schwer und extrem anstrengend an. Meine Beine wurden schlagartig schwer, der Puls schoß in die Höhe und der erste Gedanke war „Was soll den der Schei.. jetzt?“.
Ich schaffte es nicht diesen ersten Anstieg zu laufen, obwohl es mehr ein Hügelchen war als ein Berg.

Mir schossen 1000 Gedanken durch den Kopf, sofort aufgeben, die restlichen 24km zu wandern und sich einfach nur hinzusetzen!

Doch ich lief weiter, quälte mich das Hügelchen im Gehen hoch und lief, wenn es wieder flach wurde.

So soll das noch über 20km weitergehen?

Dann kam die erste Genussstation, hier gab es allerlei zu Essen und zu Trinken. Ich begnügte mich mit einem ISO-Getränk und einem Becher Wasser, doch hatte ich nicht mal richtig Durst, geschweige den Hunger.

Weiter ging es, wieder ganz ganz leicht bergauf und es lief nicht besser. Dann ein Lichtblick, ich erblickte Johannes mit seinen zwei Mädels in der Ferne und das gab mir plötzlich wieder Kraft, es fühlte sich wieder leichter an. Er war leider nicht mehr direkt an der Strecke, rief mir irgendetwas zu, doch das reichte um mich zu motivieren.

Leider hielt diese Motivation nicht sehr lange an und es wurde wieder alles schwer und anstrengend. Ca. bei Kilometer 10 fasste ich dann zwei Entschlüsse:

  1. Ich werde dieses Ding zu Ende bringen, aufgeben geht gar nicht!
  2. Ich werde diesen Lauf wirklich als Genusslauf genießen!

Nachdem ich das beschlossen hatte, wurde es zwar nicht einfacher, aber es machte mir überhaupt nichts mehr aus überholt zu werden und fast jeden Anstieg zu gehen.
So erreichte ich bald die zweite Genussstation, ich blieb stehen, gönnte mir etwas zu Trinken und eine warme Brühe. Dann packte ich meine Handy auf und machte in Ruhe ein paar Bilder, genoss die Aussicht und trabte dann wieder los.

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Jetzt ging es erstmal bergab und die Beine liefen ganz gut. Fast unten im Tal angekommen wurde es wieder eben und ich fand mein Tempo. Ich behielt es auch bei, die Anstiege zu gehen und wurde auch immer wieder von Läufern überholt. Im Kopf nur: „Schei… drauf, heute geht es nur ums Ankommen!“

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Und dann war er da, der letzte richtige harte Anstieg. Anders als im Vorjahr hatten die Veranstalter dieses Jahr hier ein Bonbon eingebaut. Die letzten 200-300m zur dritten Genussstation ging es direkt am Burgsteinfelsen hoch, ca. 60hm.

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Der Anreiz war, an der dritten Genussstation gab es dieses Jahr Bier 😎 und soquältee ich mich diesen Anstieg hoch. Ich musste immer wieder stehen bleiben, diese Beine waren so schwer und meine Pumpe lief auch Hochtouren (Puls von 190 😩). Irgendwie schaffte ich es bis zur Genussstation und gönnte mir einen kleinen Schluck Bier, setzte mich sogar kurz hin und atmete tief durch.

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Doch dann hieß es weiter, noch weiter bergauf, nochmal 70hm. Auch hier musste ich mich wieder hoch quälen und langsam wollten meine Waden endgültig nicht mehr.
Die Waden standen kurz davor hart zu werden, da hilft nur eines, weiterlaufen, nicht mehr stehen bleiben. Und so schaffte ich auch noch diese letzte harte Steigung, überholte sogar mal jemanden Dann ging es bergab für ca. 2km und ich ließ meine Beine einfach laufen so gut es nur ging. Unten angekommen war es nur noch ca. 1,5km bis zum Ziel. Erst flach, dann leichter Anstieg und noch mal leiht bergab.

Es waren noch einmal 1,5km Qual, 1,5km Zusammenreißen, 1,5km zu Wissen, dass ich es wirklich schaffen würde.

Ich kam 3 Sekunden über die drei Stunden Grenze, über 35 Minuten langsamer als im letzten Jahr, aber genau so glücklich es geschafft zu haben. Es geschafft zu haben, meinen inneren Schweinehund zu überwinden und nicht zu DNFen.

Laufen ist nicht immer einfach, Laufen ist nicht immer Ponyhof, Laufen ist auch mal sich quälen und Laufen oder nicht Laufen, ist oft nur Kopfsache.

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Somit habe ich auch hier wieder einiges über mich gelernt und es muss nicht immer eine Ultradistanz sein um an seine Grenzen zu kommen, es reichen auch mal 27km mit ca. 700hm am falschen Tag.

Und trotzdem oder genau deshalb … KEEP ON RUNNING

Noch ein kurzer Blick auf die Pulsauswertung dieses Laufes:

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Nicht gut, garnicht gut 😩. So etwas sollte man garnicht machen!