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Maintal Ultratrail – Wenn mal nicht alles so kommt, wie man es sich vorgestellt hat!

Mit dem Schreiben dieses Berichtes habe ich mir dieses mal richtig Zeit gelassen. Eigentlich fange ich schon am nächsten Tag an zu schreiben, um das erlebte möglichst schnell noch frisch in Worte zu fassen. Doch dieses Mal habe ich mich schwer getan, irgendiwie war micht klar in welche Richtung mein Bericht gehen sollte. Erst jetzt, auf dem Weg in den Urlaub, auf der Überfahrt von Frederikshavn nach Oslo und nach dem Lesen der ersten beiden Kapitel meiner Urlaubslektüre, „Das Tao des Laufens“ von Gary Dudney, finde ich die inner Ruhe und das Bedürfnis zu Schreiben.

MTUT#3 - Kopie

Doch kommen wir zum Maintal Utratrail, einem 64km Trail-Rennen durch die Landschaft am Maindreieck mit ca. 1700hm. Hier wollte ich letztes Jahr schon Laufen, musste aber verletzungsbedingt verzichten. Dieses Jahr sollte es einfach ein entspannter Ultra werden, ohne ein Ziel oder besser gesagt nur mit dem Ziel den Lauf zu genießen und zu finishen. Was etwas schade war, war die größere Läuferanzahl in diesem Jahr, waren es doch letztes Jahr nur um die 150 Starter. Dies kam vor allem dadurch, dass der MTUT dieses Jahr auch als Lauf der Deutschen Meisterschaft des DUV gezählt wurde, aber hey alles Trailrunner, alles eine große Familie!?

Nach dem U.TLW Anfang Juni, hatte ich meinen müden Beinen einiges an Pause gegönnt und lief nur zum Spaß ohne Plan, einfach nur Trails, einfach wann und wie lange ich wollte. Natürlich waren auch ein paar längere Läufe dabei und so fühlte ich mich in der Woche vor dem MTUT wieder richtig fit und freute mich auf diesen Lauf.

Da es am Samstag morgen früh losgehen würde, packte ich mein Zeug schon am Freitag und stellte alles bereit, um noch möglichst lange schlafen zu können.

Meine Frau, die an diesem Tag mit meinem Auto unterwegs war, merkte am sehr späten Nachmittag noch kurz an, dass die Reifendruckkontrollleuchte angegangen sein. Das hatte ich die Woche schon mal, also entschloss ich mich noch einmal kurz nachzusehen und bei der Tankstelle den Reifendruck zu prüfen. Als ich einen Blick auf meinen Reifen warf, lächelte ich eine Schraube an, die aus dem Profil ragte. Na super, dass hab ich heute noch gebraucht! Also das Auto schnell noch in die Werkstatt gebracht und den Wagen meiner Frau in Beschlag genommen.

Sollte das schon ein schlechtes Vorzeichen für den Lauf sein? – NEIN!!

Am Samstag um 4:30 Uhr klingelte dann mein Wecker und riß mich aus meinen süßen Läuferträumen. Ich hatte super geschlafen, was bei mir schon die Ausnahme vor einem Lauf ist und so war es kein Problem in die Gänge zu kommen.

Von Erlangen nach Veitshöchheim, wo der Start und Zielpunkt des Laufes waren, war es nur eine Stunde Fahrzeit und so war ich bereits um 6:00 Uhr Vorort um meine Startunterlagen abzuholen. Das Racebriefing sollte um 6:30 Uhr sein und der Start dann um 7:00 Uhr, also alles ohne Stress.

MTUT#1 - Kopie

Beim Racebriefing gab es nichts besonderes, nur den Hinweis viel zu trinken, da es warm werden sollte (ca. 28 – 30 Grad). Die Kontrolle der Pflichtausrüstung ging schnell von statten und um kurz vor 7:00 Uhr wurden dann alle zur Startlinie gebeten. Ich finde das immer Klasse, bei einem normalen 10k, Halbmarathon oder Marathon sind immer schon sehr früh viele Läufer ganz vorne an der Startlinie. Beim Ultra lassen sich die Läufer immer bitten, da ist keiner so im Stress, dass er unbedingt ganz ganz vorne stehen muss.

 

Pünktlich um 7:00 Uhr wurden wir dann auf die Strecke gelassen, auf den ersten paar hundert Metern fuhr noch ein Quad vorne weg, bis es dann auf den Trail ging. Trails, schöne schmale Trails, so wie es sich ein Trailrunner wünscht. Die Pfade schlängelten sich im leicht welligen Gelände durch den Wald und ich genoss es in einer kleinen Gruppe mit zu laufen. Die Gruppe lief genau meine Pace und es fühlte sich alles super an. So waren die ersten 10k schnell gelaufen und wie geplant knapp in unter 1 Stunde (56:27), so konnte es jetzt weiter gehen. Die Sonne versteckte sich noch hinter Wolken und so blieb die Temperatur noch bei angenehmen 19 Grad.

Die leichten Steigungen, die immer wieder kamen waren gut zu laufen. Ab und zu gab es mal eine steilere Stelle, die dann aber nur 100-200 Meter lang waren und wie geplant ging ich diese Stücke.

Was mir aber aufgefallen war, war dass die Läufer um mich herum alle sehr konzentriert liefen und es keine Gespräche gab, wie ich es von allen anderen Läufen kannte. 64k so vor sich hin laufen kann lange werden und so hoffte ich, dass alle bald mal etwas lockerer werden.

Auch die zweiten 10k verliefen wie geplant, es ging weiterhin weitestgehend auf schönen schmalen Trails dahin und nur ab und zu gab es mal einen steileren Anstieg. Beim zweiten VP, knapp hinter Kilometer 20, zeigte meine Uhr 1:55:38 an, optimal genau wie geplant. Ich gönnte mir hier wieder etwas zu trinken, füllte meine Softflasks auf und aß eine Kleinigkeit. Wenn der Tag so weiter verlaufen sollte, würde es ein klasse Lauf werden.

MTUT#5 - Kopie

Nach einem kurzen Stück durch den Wald ging es jetzt auf Fahrwegen zwischen den Feldern und Weinbergen hindurch. Auch die Sonne kam langsam hinter den Wolken hervor und es wurde schlagartig wärmer. Ich versuchte immer wieder mit Läufern ins Gespräch zu kommen doch alle waren heute sehr wortkarg. Also konzentrierte ich mich auf die Strecke und versuchte alles weiterhin zu genießen, doch dass viel mir langsam immer schwerer. Zum einen setzen mir die höheren Temperaturen schnell zu, meine Beine wurden schwerer und ich schwitzte als ob ich direkt auf dem Grill liegen würde. Dementsprechend viel trank ich auch, doch mir kam es so vor, als ob ich nur einen Wasserbauch bekommen würde und die Flüssigkeit nicht weiter transportiert würde. Salztabletten hatte ich alle 10k genommen, daran konnte es eigentlich nicht liegen.

Ich schleppte mich bis zum dritten VP kurz hinter Kilometer 30 und die Uhr zeigte 3:09:44 an. Ich trank wieder ausgiebig, aß Gurke mit Salz und gönnte mir 2-3 Minuten Pause auf einer leeren Getränkekiste. Ich haderte hier wirklich mit mir, haderte mit mir abzubrechen. Doch plötzlich kam Kuno an, ihn hatte ich vor über einem Jahr beim 6 Stundenlauf in Fürth kennengelernt. Er war heute auch nicht so gut drauf, doch als er weiter lief, beschloß ich mich dran zu hängen und war kurzzeitig wieder motiviert.

Die Motivation hielt leider nur kurz an und ich musste die kleine Gruppe ziehen lassen als es den nächsten kleinen Anstieg hoch ging. So langsam merkte ich, dass das heute nicht mein Tag sein würde. Die Beine waren gar nicht mehr das Problem, das Problem war etwas ganz anderes.

Ich hatte einfach keine Lust mehr!

Ja ich musste mir eingestehen, ich hatte keine Lust mehr zu Laufen. Ich quälte mich die letzten Kilometer bis zum vierten VP, auf der Uhr standen 39,9k, also nur noch etwas mehr als ein Halbmarathon.

Am VP nahm ich mir erstmal eine Flasche Apfelsaftschorle, setzte mich ins Gras, nahm ein Gel und dachte nach.

Weiterlaufen oder DNF?

Es waren nur noch 24,5k bis ins Ziel. Ich hatte bis hierhin 4:33:00 Stunden gebraucht und noch genügen Puffer. Ich könnte sogar bis ins Ziel wandern und würde noch von jedem Cut-Off verschont werden.

Dann setzte sich ein anderern Läufer neben mich, der beschlossen hatte hier auszusteigen und da traf ich die Entscheidung:

DNF – Ende für heute!

Eine Bekannte des Läufers, versuchte uns noch zu motivieren weiterzulaufen, doch die Entscheidung war getroffen … hier war Schluß für heute.

Wir waren an diesem Tag nicht die einzigsten die aufhörten, vielen setzte vor allem das heiße Wetter zu. Ich fragte am VP noch ob man sich irgendwo Abmelden musste, doch das wurde verneint. Wir hatten dann Glück und eine schwedische Norwegerin nahm uns beide mit zurück zum Start-Ziel-Bereich.

So schließt sich wohl der Kreis auch wieder warum ich den Bericht erst jetzt schreibe. Die schwedische Norwegerin (in Schweden geboren und lebt in Norwegen) hatte mir auf der Rückfahrt noch ein paar Lauftips für Norwegen gegeben und davon werde ich mit Sicherheit in den nächsten 3 Wochen einigen nachgehen.

Das Ganze war mein erster DNF und ich war danach nicht mal schlecht drauf. Ich habe mich noch oft gefragt, warum ich plötzlich keine Lust mehr zum Laufen hatte. Eine 100% Antwort habe ich nicht gefunden und werde ich wohl auch nie finden. Zum einen war es wohl weil die Stimmung beim Lauf sehr nüchtern war, so etwas hatte ich noch nicht erlebt (ob hier alle nur für Ihre DUV Punkte/Zeiten liefen und deshalb so ernst bei der Sache waren, kann ich nicht sagen.). Zum Anderen hatte ich mich auf den Lauf nicht explizit vorbereitet, was auch nicht geplant war. Die Teilnahme war einfach nur so und vielleicht bin ich der Typ, der Läufe nur machen sollte, wenn er sie auch 100% ernst nimmt und somit auch 100% motiviert ist.

Wie schon geschrieben habe ich in den letzten 2 Wochen viel nachgedacht und beschlossen erst einmal einfach nur Laufen zu gehen, ohne zu denken … einfach nur Laufen.

Mal sehen was mir das „Das Tao des Laufens“ für neue Horizonte eröffnet, mal sehen ob mich die Trails von Norwegen wieder voll motivieren können. Ihr werdet es hier sicherlich im Blog lesen können, vielleicht schreib ich auch mal einen Bericht über meine Läufe in Norwegen.

Ach eines habe ich ja noch ganz vergessen, als ich am frühen Abend des Rennens so auf einer Feier beim 2ten oder 3ten Bierchen saß, klingelte plötzlich mein Handy. Es war der Veranstalter, der mich fragte ob ich noch auf der Strecke sei, ein paar Läufer würden ihm noch abgehen. Ich erzählte ihm, das ich ausgestiegen sein und am VP keiner meinen Ausstieg weitergeben wollte. Tja, auch wenn es ein DUV Lauf war, war noch nicht alles perfekt, aber dass ist auch gut so.

Da ich mit diesem Lauf ja noch eine Rechnung offen habe, hatte ich dem MTUT 2019 schon geliebäugelt. Kurz darauf habe ich aber erfahren, dass der MTUT jetzt auch Mitglied der ITRA ist und da besteht das Risiko, dass es noch verbissener und unfamiliärer wird. Also kein MTUT 2019 für mich, auch andere Gegenden haben noch schöne Ultras anzubieten und bis dahin …

Keep on running!