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Der „Neideck 1000“ – Im Herzen der Fränkischen Schweiz

Am 12.10.2019 war es endlich wieder soweit, der Neideck 1000 mit seinen fast 22 km und 1000 hm fand zum 4 Mal in der Fränkischen Schweiz in Muggendorf statt.

Roberts Aufruf folgten diesem Jahr fast 400 Trailrunner und Powerhiker gefolgt. Noch einmal mehr als im letzten Jahr. Die wachsende Teilnehmerzahl ist allerdings nur beim Parken zu spüren, ansonsten geht alles noch sehr ruhig und familiär zu.

Das Wetter war wie immer optimal. Am Morgen noch etwas kühl, aber sonnig bei 5-8 Grad, während des Laufes wurde es bis zu 22 Grad warm.

Gleich nachdem ich ankam sah ich zwei vertraute Personen, Robert und Claus, die sich angeregt unterhielten. Claus kenne ich schon seit über 30 Jahren. Früher heizten wir noch wie die Blöden mit den Mountainbikes durch die Gegend und wurden für verrückt erklärt. Heute rennen wir wie die Blöden lange Strecken bergauf und bergab. Viel geändert hat sich also eigentlich nicht. Er arbeitet mittlerweile bei Powerbar, so konnte ich die Marke als Sponsor für den Neideck 1000 gewinnen. Claus hat es dieses Jahr endlich geschafft mit zulaufen.

Bis zum Start war noch etwas Zeit und nach dem Abholen der Startunterlagen und dem Umziehen suchten wir uns erstmal ein sonniges Plätzchen. Wenn man sich gefühlt eine Ewigkeit nicht mehr gesehen hat, gibt es erstmal viel zu erzählen und so verging die Zeit bis zum Start rasend schnell. Rasend schnell würden wir beide heute nicht unterwegs sein. Wir beschlossen es eher ruhig anzugehen und den Lauf und die Landschaft zu genießen. Also sortierten wir uns im hinteren Drittel des Startfeldes ein.

Kaum hatte Robert den Start frei gegeben stürmte die Meute auf die Strecke und man musste sich wirklich zurückhalten nicht mit zu stürmen.

Da ich die Strecke mittlerweile in und auswendig kenne, wusste ich was uns nach ein paar 100 Metern erwarten würde … ein Stau an der ersten Treppe. Die Treppe führt einen aus dem Ort direkt in den Wald, doch leider ist sie nicht sehr breit und wuchert immer mehr zu. Wenn man sich dann im hinteren Drittel des Feldes befindet, kann es schon mal etwas dauern bis man hoch darf.

Da wir aber heute nicht den schnellsten Lauf unseres Lebens absolvieren wollten, war alles gut und oben angekommen genossen wir den Lauf über den nun folgenden schmalen Trail. Die nächsten 2,5 km führt uns stetig bergauf bis zum Quackenschloss bzw. bis zum Adlerstein.

Wir ließen den altehrwürdiger Aussichtsfelsen mit einer Höhe von 531m hinter uns. Wer hier nicht gerade an einem Laufevent teilnimmt sollte sich die Zeit nehmen den Aussichtsfelsen über die Eisentreppe zu erklimmen, die Aussicht ist es wirklich wert. Zu der Eisentreppe gibt es noch eine kurze Geschichte. Die Treppe gibt es erst seit 1905, vorher stellte ein Bauern aus dem nahen Engelhardsberg den Touristen seine Leiter gegen eine Gebühr zur Verfügung. Die neue Treppe ruinierte ihm sein einträgliches Geschäft.

Claus merkte so langsam auf was er sich hier eingelassen hatte. Er ist in letzter Zeit überwiegend Rennrad gefahren und erst vor kurzem wieder ins Laufen eingestiegen. Die Trails in der Fränkischen Schweiz haben es halt doch in sich. Ich versuchte ihn mit der Aussicht auf abfallendes Gelände zu motivieren. Was danach auf uns zu kommen würde behielt ich lieber für mich. Wir genossen den leicht abschüssigen Weg nach Engelhardsberg und zur Riesenburg. Erst auf dem letzten Stück zur Riesenburg klärte ich ihn über den Verlauf des weiteren Geländes auf. Erst bergab durch die Riesenburg bis ins Tal der Wiesent, nach 100 Meter Teerstraße dann aber wieder die gleiche Steigung bergauf. Der Lauf durch das Gelände der Burg ist immer ein Erlebnis und Wanderer dort schütteln immer wieder den Kopf über die Bekloppten, die wie auf der Flucht nach unten rasen.

Hier auch noch ein paar kurze Hinweise zu dieser Burg, die eigentlich gar keine Burg ist, sondern eine ehemalige Höhle. Das Felsgebilde ist derart groß, dass es sich nicht wirklich als Fotografie in Gänze abbilden läßt. Wer hier in der Gegend ist sollte diese unbedingt besuchen. Man reiht sich damit in die Liste bekannter Besucher ein, in der auch ein bayerischer König -Ludwig I.- figuriert, welcher sich 1830 mit einem etwas holprigen kleinen Gedicht im Fels verewigt hat.

Der Weg nach oben ist beschwerlich und dort wo man in die Riesenburg herabgestiegen ist, ist dieser noch lange nicht zu Ende. Auf weiteren 2 km geht es noch einmal fast 100 Höhenmeter hoch bis zum hohen Kreuz. Zwischendurch kann man sich ein paar Meter ausruhen, aber sonst ist beißen angesagt.

Ein kurzes Stück Erholung für die Beine

Kurz nach Erklimmen des höchsten Punktes der gesamten Strecke mit 522 hm kommt man zum nächsten Höhepunkt der Strecke. Die Durchquerung der Oswaldhöhle ist für die, die diese Strecke zum ersten Mal laufen immer ein Erlebnis. Es ist die bekannteste Höhle eines ganzen Höhlensystems im sogenannten „Hohlen Berg“ zwischen Muggendorf und Engelhardsberg, mit einer Länge von 62m. Nach passieren des Ausgang auf der anderen Seite weiß man, die erste Verpflegungsstelle oberhalb von Muggendorf ist nicht mehr weit und fast schon 10 km sind geschafft.

An der Verpflegungsstation gönnten wir uns ein paar Minuten Pause und danach ging es gut gestärkt oberhalb des Wiesenttales bis nach Streitberg. Auf diesem Teilstück gibt es nur wenig harte Anstiege, einer davon ist der Aufstieg zum Brünhildenstein. Der Brühnhildenstein ist ein Aussichtsfels direkt am Frankenweg und auf der anderen Seite gibt es eine Kletterroute mit immerhin 35m Wandhöhe.

Wenn man denkt, jetzt müsste doch gleich Streitberg kommen und die Wegweiser noch wenige Minuten bis dort hin prognostizieren, biegt der Weg für die Trailrunner noch einmal nach rechts ab. Jetzt heißt es den Guckhüll zu erklimmen, was nach fast 15 km und ein paar geleisteten Höhenmetern für manchen kein leichtes Unterfangen ist. Hier geht es langsam aber stetig nach oben und es zehrt an den Kräften.

Wenn der Guckhüll erklommen ist, liegt nur noch ein wirklicher Anstieg vor einem, der zur Burgruine Neideck. Vom Guckhüll herunter bis nach Streitberg heißt es erstmal den 2km langen Downhill zu genießen. Der schmale und stellenweise sehr steile Trail führt vorbei an der Roten Leiter, einem Felsvorsprung oberhalb der Wiesentschleife, am Gegenhang der Burgruine Neideck mit herrlichem Blick. Dann geht es weiter, vorbei an der Brocksanlage und dem berühmten Kurt Alberts Kletterfelsen, der „Glatten Wand“. Schließlich erreicht man die Muschelquelle, einer Karstquelle, die früher die Wasserversorgung von Streitberg sicherstellte.

Von der Muschelquelle sind es dann nur noch ein paar hundert Meter bis nach Streitberg und somit auch zur nächsten Verpflegungsstation. Hier nahmen wir uns noch einmal Zeit und tranken in aller Ruhe ein paar Becher Wasser. Es war wärmer geworden und vor dem letzten Anstieg zur Burgruine Neideck hieß es noch einmal die Speicher aufzufüllen.

Der letzte harte Anstieg hoch zur Burg Neideck

So gestärkt nahmen wir die nächsten 150 hm auf 4 km in Angriff. Wer sich hier auskennt, kennt auch die Badewanne kurz vor dem Schwimmbad, wo es im Sommer immer kühles Bier gibt. Leider fanden wir heute nur eine leere Badewanne vor, doch der Besitzer hatte unser kurzes Gespräch über dass sonst hier vorrätige kühle Bier mitbekommen und bot uns eines an. Wir lehnten lieber ab und machten uns auf den Weg hoch zur Burgruine Neideck. Wir schalten relativ früh wieder in den Geh-Modus, um an dem ersten knackigen Anstieg nicht die letzten Reserven aufzubrauchen.

Schneller als gedacht, überwanden wir diesen Anstieg und befanden uns jetzt auf gleicher Höhe wie die Burgruine Neideck. Es ist die große Ruine einer Adelsburg aus dem Hochmittelalter mit gut erhaltenem, weithin sichtbarem Wohnturm, der heute ein Aussichtsturm und Wahrzeichen der Region ist. Die Burgruine ist jederzeit frei zugänglich, in der inneren Vorburg befindet sich ein überdachtes archäologisch-geschichtliches Infozentrum, für dessen Besichtigung man sich auf jeden Fall mal seit nehmen sollte.

Nach einem kurzen Durchschnaufen ging es weiter Richtung Trainmeusel, zuerst im Schatten des Waldes und dann über Wiesen durch die wärmende Sonne. Wir könnten noch einmal einen kurzen Augenblick, um die Aussicht zu genießen. Wie gesagt heute war ein wirklich entspannter Lauf geplant.

Trainmeusel war jetzt in Sichtweite und ich hoffte, dass hier die gleiche gute Stimmung wie in den vergangenen Jahren sein würde. Die Trainmeusler enttäuschten uns nicht und als wir dort ankamen war die Stimmung genial. Wir wurden bejubelt und angefeuert, so dass die Beine plötzlich wieder ganz leicht wurden.

Stimmungshochburg Trainmeusel

Wer Trainmeusel auf dieser Strecke erreicht hat, weiß dass es nur noch einen kurzer Anstieg gibt und dann gut einen Kilometer bergab bis ins Ziel. So motiviert machten wir uns auf die letzten 1,5 bis 2 km, nahmen den kurzen Anstieg und genossen dann die teilweise sehr schmalen Trails hinunter ins Tal nach Muggendorf.

Letzte Kräfte für den Zieleinlauf mobilisieren

Wenn der Trail Dich unten im Tal ausspuckt, weißt Du jetzt heißt es nur noch genießen bis ins Ziel. Da wir uns heute viel Zeit gelassen hatten waren natürlich schon sehr viele Läufer im Ziel und saßen im Gras und auf den Bänken entlang der letzten paar hundert Meter. Wir bekamen Beifall, wurden zu einem letzten Battle motiviert, doch wir grinsten nur und ließen diese letzten Meter auf uns wirken.

Nach 2:56:52 Stunden überquerten wir die Ziellinie und Robert empfang uns mit dem Spruch:

Ihr habt Euch heute aber wirklich Zeit gelassen!!!

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Danke Claus!

Danke, dass wir dieses Event zusammen gelaufen sind. Es hat mir gezeigt, dass Freundschaften auch bestehen bleiben, wenn man sich 10 Jahre oder länger nicht sieht.

Danke an Robert, für dieses perfekt organisierte Trail-Event in der Fränkischen Schweiz.

Im Ziel haben wir uns dann noch einmal Zeit genommen, Zeit um uns auszutauschen und zu versuchen ab und zu zusammen laufen zu gehen.

Danke … and keep on running!

Neideck 1000 – PreRun

Nachdem meine Sehnen jetzt endlich wieder voll mitspielen und mich die letzten Wochen die Trails schon wieder angefixt haben, musste ich heute einfach raus in die Fränkische Schweiz. Was bietet sich da besser an als wieder einmal die traumhaft schöne und harte Strecke des Neideck 1000 zu laufen. Noch dazu gibt es in gut einer Woche, am 12.10.2019, die 4te Auflage dieses Laufes und ich bin natürlich wieder dabei.

Der Veranstalter vom Neideck 1000, Robert Stein, hat die Strecke schon wieder optimal markiert. Wer sich dieses Jahr verläuft, muss schon wirklich was falsch machen! Was mir hier besonders gut gefällt ist, dass er vollkommen ohne Farbe auskommt und nur mit Schildern arbeitet, die er nachher auch wieder alle einsammelt.

Danke für die tolle Vorbereitung Robert!

Die Strecke hat von ihrer Härte und der damit verbundenen Herausforderung für mich noch immer nichts verloren, auch wenn ich sie schon 7 oder 8 mal absolviert habe. Heute war ich ganz entspannt unterwegs, ohne viel Druck, mit viel Zeit um die Stecke und Landschaft zu genießen.

2:39:09 reine Laufzeit habe ich heute für die 21,5 km mit seinen 1000 Höhenmetern benötigt. Zum Ende hin waren die letzten Anstiege schon hart und die Beine waren froh als sie sich endlich wieder ausruhen durften.

Doch um Euch jetzt mit nicht noch mehr Text zu langweilen, hier ein paar Impressionen von der Strecke, damit Ihr wisst, was Euch am 12.10.2019 erwartet.

Bis dahin … keep on running

Der „Neideck 1000“ – Er ist hart, er ist grausam und in einer traumhaften Landschaft

Dieses Jahr gab es die dritte Auflage des Neideck 1000, es ist immer noch die selbe Strecke, sie ist immer noch 22 km lang und hat 1.000 hm. Doch diese Strecke hat ihren Zauber noch immer nicht verloren, sie verlangt von einem alles ab und straft die, die einen Lauf im deutschen Mittelgebirge auf die leichte Schulter nehmen.

Der Lauf findet im Herzen der Fränkischen Schweiz, in Muggendorf statt und bringt den Trailrunner von einer Sehenswürdigkeit zur anderen. Robert Stein, der Veranstalter, hat hier wirklich eine super Strecke entworfen, die jedem Trailrunner einiges ab verlangt.

Für mich sollte es dieses Jahr wieder der krönende Abschluss der Trail-Wettkämpfe werden. Eine Bestzeit war nicht anvisiert, vielmehr diesen Lauf und alles was dazu gehört zu genießen. So langsam entwickelt sich dieser Lauf auch immer mehr zu einem „regionalen Klassentreffen“ der Trailrunner Szene, zum einen findet man hier die regionalen schnellen Läufer, wie auch den Trailrunner, den man gerade noch letzte Woche auf dem Trail getroffen hat.

Dieses Jahr startete ich noch dazu in einem der gemeldeten Speed Teams, zusammen mit Johannes Maier und Thomas Haug bildeten wir die „Hetzles Connection“. Unser Team war fest entschlossen sein Bestes zu geben, auch wenn uns bereits zu Beginn klar war, dass hier kein Blumentopf zu gewinnen war, waren die anderen Teams doch extrem stark besetzt. Doch auch hier galt: „Dabei sein und Spaß haben ist alles!“

Neideck 1000 2018 017
Die „Hetzles Connection“

Doch kommen wir zum eigentlichen Tag des Rennens, zum 13. Oktober. Ich hatte den Luxus, dass Thomas mich Zuhause abholte und wir dann auf halber Strecke nach Muggendorf noch Johannes einsammelten. Gemeinsam trafen wir so bereits um 8:45 Uhr in Muggendorf ein und es war schon einiges los, man merkt einfach, dass die Veranstaltung von Jahr zu Jahr wächst. Unser erster Weg führte uns zur Abholung der Startunterlagen, die dieses Jahr wieder in der Grundschule von Muggendorf ausgegeben wurden.

Hier traf ich auch gleich auf Robert, der noch einiges zu organisieren hatte, es ist schon klasse, wie er dass jedes Jahr fast allein auf die Beine stellt. Hier schon mal ein riesiges DANKESCHÖN in Deine Richtung Robert. Du hast uns wieder einen super tollen Tag in der Fränkischen Schweiz geboten!

Wir hatten unsere Sachen noch im Auto und so machten wir uns wieder auf den Weg, um uns umzuziehen und dann alles Notwendige für nach dem Lauf in der Schule zu deponieren.

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Letzte Vorbereitungen der Hetzles Connection

Nachdem das alles nun endlich erledigt war, blieb noch etwas Zeit sich einzulaufen. Auf dieser Strecke sollte man von Anfang an fit sein, denng leich nach dem Start geht es 200 hm nach hoch und wer da seine Pumpe nicht schon mal angeworfen hat, wird es schnell büßen.

Kurz vor dem Start traf ich noch auf ein paar andere bekannte Läufer, unter ihnen auch „Tom Clownfisch„, ein Läufer und Triathlet mit dem ich bis jetzt nur Kontakt über die sozialen Medien hatte, um so schöner war es ihn endlich mal persönlich kennenzulernen.

Dann wurde auch schon von 10 heruntergezählt und die Meute aus gut 200 Trailrunnern machte sich auf die 22 km lange Runde, mit ihren 1.000 hm. Ich hatte mich ganz bewusst etwas weiter vorne eingereiht, wollte ich doch an der ersten Engstellen nach gut 400 m nicht feststecken. Mir war zwar auch klar, dass mich später noch viele schnellere Läufer überholen würde, doch so konnte ich von Anfang an fast frei laufen.

Einen genauen Zeitplan hatte ich dieses Jahr nicht, steckte mir doch immer noch der letzte Ultra und meine Erkältung etwas in den Knochen.  Ich fand aber schnell in meinen Rhythmus und konnte jetzt zu Beginn auch noch die leichteren Anstiege laufen. So ging es bis zu Quarkschloß (Nachtrag: Auf vielfachen Wunsch; Ja es ist das Quackenschloss) fast ohne Probleme dahin und ich genoss die herbstliche Fränkische Schweiz in vollen Zügen. Dann passierte ich den Adlerstein, den man bei diesem Rennen leider immer wieder zu wenig beachtung schenkt und keine Zeit hat ihn zu erklimmen.

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Am Adlerstein (von Peter Fecher)

Beim Downhill zur Riesenburg traf ich dann auf Michael Hänsch, auch ein Läufer hier aus der Region und wir nutzten den lockeren Downhill für ein kurzes Schwätzchen.

Als es die Riesenburg hinunterging, hieß es volle Konzentration, denn die Stufen, die es hier herunter geht sind alle unterschiedlich hoch und wer nicht aufpasst kann schnell stürzen.

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An der Riesenburg (Bild von Manu)

Am Fuß der Riesenburg angekommen, geht es kurze 200 m entspannt auf der Bundesstraße entlang, um dann gleich wieder die Rückseite der Riesenburg zur erklimmen. Der nun folgende Anstieg mit seinen guten 120 hm hat es wirklich in sich, ich merke hier zum ersten Mal, wie schwer meine Beine sind und schalte einen Gang zurück. Ich lasse einige Läufer passieren und versuche gleichmäßig hochzugehen. Ich freue mich, als ich den Aussichtspunkt Wiesentblick erreicht habe, den kurz darauf geht es erstmal leicht bergab, sodass sich die Beine wieder etwas erholen können. Erst noch auf einem schmalen Trail, dann auf breiten Fahrwegen geht es in Richtung “ Hohes Kreuz “ und ich muss an den Anstiegen immer öfters gehen.

So langsam wird mir klar, dass der Lauf heute nicht so entspannt wird wie der Arberland Ultratrail noch vor 3 Wochen. Die Strecke ist zwar kürzer, aber meine Beine sind einfach noch nicht wieder fit. Zum Glück geht es jetzt erstmal 120 hm bergab zur Oswaldhöhle, die es wieder zu durchlaufen gilt. Dieses Jahr ist die Höhle sogar beleuchtet und das Risiko sich den Kopf anzustoßen ist somit sehr gering. Gerade noch bergab geht es schon wieder hoch zum Muggendorfer Pavillon, der hoch oben über Muggendorf thront und einen klasse Blick auf den kleinen Ort bietet. Kurz darauf passieren wir auch den ersten VP, an dem ich mir nur einen Becher Wasser gönne.

Das nächste Ziel ist der Brühnhildenstein, mit seinen 484 hm, also gilt es wieder ein paar Höhenmeter zu machen.

Ich bin froh als ich endlich den Brühnhildenstein erklommen habe, steht jetzt doch nur noch zwei wirklich Steigung zwischen mir und dem Ziel in Muggendorf. Es sind zwar immer noch gute 10 km bis ins Ziel, doch die zweite Streckenhälfte liegt mir wesentlich besser als die Erste.

Der Weg zum Guckhüll führt über teilweise breite Wanderwege, aber auch immer wieder anspruchsvolle technische Singlertails. So genieße ich die Strecke bis kurz vor dem 1 km langen Anstieg zum Guckhüll hinauf. Kurz bevor es hier nach oben geht, drehe ich mich kurz um, muss noch ein zweites Mal schauen und ja wirklich, keine 100 m hinter mir taucht Johannes auf. Bei ihm scheint es heute wesentlich besser zu laufen als bei mir und kurz darauf schließt er schon zu mir auf. Wir wechseln ein paar Worte und als er wieder anläuft muss ich ihn ziehen lassen, alles andere wäre zu unvernünftig. Ich trabe langsam den leichten Anstieg hoch und schalte sofort wieder in den Gehmodus, als es wieder steiler wird. Der Guckhüll ist auf dieser Strecke immer meine ganz eigene Herausforderung, warum genau weiß ich nicht, aber ich bin immer wieder froh, wenn er hinter mir liegt.

Vom höchsten Punkt aus geht es jetzt schnell nach unten in Richtung Streitberg, wieder auf technisch anspruchsvollen schmalen Trails, vorbei an den Muschelquellen, bis ich  Streitberg erreichen und somit auch den zweiten VP. Ich nehme mir wieder nur einen Becher Wasser und mache mich dann auf, die letzte Steigung hoch zur Burg Neideck anzugehen.

Ich muß hier schon früh gehen, andere, die mich passieren, versuchen mich zu laufen zu animieren, doch ich habe schon längst in den Genießermodus gewechselt. Wenn es flacher wird, laufe ich und wenn es steiler wird, gehe ich wieder. Ich bin froh als ich endlich oben angekommen bin, die jetzt folgenden welligen Trails liegen mir eigentlich, doch meine Beine haben einfach keine Böcke mehr.

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Trainmeusel auf dem Weg zur Fanmeile (von Peter Feche)

Kurz darauf kommt auch schon der dritte und letzte VP in Sicht und schon von weitem bekomme ich die super Stimmung an diesem VP mit. Ich gönne mir einen Schluck Bier und mache mich dann auf, die letzten 2 km anzugehen.

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VP 3 mit top Stimmung

Hier geht es noch einmal ganz kurz bergauf und dann nur noch bergab bis ins Ziel. Beflügelt es bald endlich geschafft zu haben, gebe ich noch einmal richtig Gas. Meine Beine sind plötzlich wieder ganz locker und ich kann auf dem folgenden Downhill Stück noch einmal 3 andere Läufer überholen. Als mich der Trail unten im Tal ausspuckt, kann ich das Ziel schon sehen und die letzten 500 m genieße ich einfach nur.

Als ich über die Ziellinie laufe, klatsche ich bei Robert ab und muss mich dann erstmal ins Gras fassen lassen um wieder zu Atem zu kommen. Ich höre nur, wie Robert noch einmal meinen Namen sagt und mich als den regionalen Blogger erwähnt. Kaum habe ich etwas durch geschnauft erblicke ich auch schon Johannes, der gute 3-4 Minuten vor mir ins Ziel gekommen ist.

Bei einem alkoholfreien Bier warten wir gemeinsam auf Thomas, der sein Ziel unter 3:00 Stunden zu bleiben ganz klar erreicht. Jeder ist mit seiner heutigen Leistung zufrieden und nach einer erfrischenden Dusche geht es noch zur Siegerehrung.

Robert hat sich dieses Jahr richtig in Zeug gelegt und tolle Preise für die Sieger besorgt. Ich muss aber auch sagen, dass es dieses Jahr leider kein kleines Andenken für jeden Läufer gab. Ich finde das etwas schade, weile es doch immer eine tolle Erinnerung an einen solchen Lauf ist.

Heute habe ich 2:35 für die Strecke gebraucht, das ging schon mal wesentlich schneller, aber was soll’s. Die Strecke liegt direkt vor meiner Haustür und ich werde sie sicherlich noch öfters laufen, dann wieder fit und ausgeruht.

Am Ende noch mal ein dickes Lob an Robert Stein und sein Team. Die Organisation wird von Jahr zu Jahr besser, die Stimmung an der Strecke entwickelt sich super und die Strecke hält, was sie verspricht: „Der härtesten Halbmarathon Bayerns (nördlich der Alpen)“

Die nächsten Wochen werde ich mal wieder etwas flacher laufen und regenerieren, aber es gilt wie immer

keep on running!