Eigentlich wollte ich hier gar nicht laufen oder doch!?
Na so richtig geplant war die Teilnahme an diesem Halbmarathon eigentlich nicht. Der Termin stand zwar mit Bleistift geschrieben im Familienplaner, doch ich bereitete mich gerade auf einen Trailrun vor und nicht auf die PB eines Halbmarathons.
Aber einmal durch die Frankenmetropole laufen, jetzt wo ich wieder in Deutschland bin und Nürnberg nur einen Katzensprung entfernt ist. Die Strecke waren zwei ca. 10 km Runden durch die Innenstadt, die Wöhrder Wiesen und am Whörder See entlang. Also habe ich mich am Vorabend noch schnell angemeldet meine Laufsachen zusammengesucht und mir vorgenommen diesen Lauf einfach nur zu genießen.
Start war erst um 13:30 Uhr und so konnte ich noch in aller Ruhe ausschlafen und mit der Familie Frühstücken.
Um 12:00 Uhr machte ich mich auf den Weg in Richtung Nürnberg. Erst überlegte ich, ob ich mit den Öffentlichen zum Start fahren sollte, aber ehrlich gesagt war ich zu Faul einmal umsteigen zu müssen. Also mit dem Auto in Richtung Nürnberg und wie durch ein Wunder 500 Meter vor dem Start einen Parkplatz gefunden. Schnell die Startunterlagen (man bekam nur ein Laufshirt, keine Nummer) abgeholt und dann in Ruhe umgezogen.
Kurz vor dem Start noch mal schnell wohin, um nicht gleich wieder einen ungewollten Zwischenstopp einlegen zu müssen und da passierte es dann. Aus mir unerklärlichen Gründen stellte ich mich an die falsche Schlange an. Während ich so den Gesprächen der Frauen vor mir lauschte, kam plötzlich ein Läufer zu mir und meinte: „Ähm … die Herren Toilette ist dahinten!“, Ups – Peinlich.
Ich begab mich erst 5 Minuten vor dem Start in die Startaufstellung, alles war hier ganz relaxed. Obwohl beim Halbmarathon ca. 2.300 Starter waren gab es kein Gedrängel und keine bösen Blicke, weil man so spät erst kam. Franken halt, hier sieht man das alles etwas entspannter.
Das Wetter war eigentlich perfekt, bewölkt, ca. 14 Grad, es ging ein leichter Wind und der prognostizierte Regen blieb aus.
Beim Start setzten sich die 2.300 Läufer langsam in Bewegung ohne das Irgendjemand meinte er müsste sofort beim Start Unmengen anderer Läufer überholen. Auch die Anzahl der langsame Läufer, die sich zu weit vorne eingereiht hatten und dann zu laufenden Hindernissen wurden, war auffallen gering.
Die Strecke führte am Hauptbahnhof vorbei und bog dann links Richtung Whörder Wiese ab wo es erstmal ca. 800 Meter leicht bergab ging. Ein Blick auf meine Uhr zeigte mir eine Pace von 4:30, eigentlich viel zu schnell für einen Genußlauf. Als es dann rechts zum Prinzregentenufer rein ging versuchte ich etwas Speed rauszunehmen, doch ein Blick auf meine Uhr zeigte mir, dass ich bald schon wieder eine Pace von 4:30 drauf hatte.
Nach ca. 2 km erreichten wir den Wöhrder See, an dessen Nordufer die Strecke weitere 2 km verlief. Das Feld hatte sich langsam sortiert und meine Pace lag immer noch um die 4:30. Ich hatte aber noch keinen andere Läufer gefunden mit dem ich mich hätte zusammen tun können, um sich beim pacen etwas abzuwechseln.
Jaja ihr lest schon richtig, aus meinem Genußlauf wurde langsam ein „Mal schaun was heute geht“-Lauf.
Beim Lauf ging es jetzt rüber auf die Südseite des Whörder Sees und hier spürte man langsam den etwas stärker werdenden Westwind der jetzt direkt von vorne kam. Auf den folgenden 3 km suchte ich mir immer wieder andere Läufer deren Windschatten ich ausnutzen konnte. Wie ich bald bemerkte hatte ich auch 1-2 andere Läufer an mir dran, die sich meinen Windschatten zu nutzen machten.
Somit alles ok: „Windschatten nehmen und Windschatten geben!“
Meine Beine fühlten sich immer noch gut an und die Pace blieb konstant. Am Südufer standen wesentlich mehr Zuschauer, die einen lautstark anfeuerten, was mich noch mehr dazu antrieb Gas zu geben.
Jetzt ging es über die Insel Schütt Richtung Innenstadt und hier kam dann die einzige fiese Stelle der Strecke, eine kurze Steigung, die manchen richtig schwer viel. Hier machten sich meine Trailruns bemerkbar und ich kam relativ flott den kurzen Berg hoch.
Nach jetzt ca. 9 km auf der Strecke kassierte ich auch immer mehr andere Läufer, die Ihr Rennen wohl doch alle etwas zu schnell angegangen sind, aber das kennen wir ja alle!
Der letzten 1,5 km der ersten Runde führte zuerst durch die Einkaufsstraßen der Innenstadt, vorbei an der Lorenzkirche, wo auch wieder viele Zuschauer standen und die Läufer anfeuerten und führte dann noch kurz am kleinen Rotlichtviertel von Nürnberg vorbei in den Frauentorgraben.
Im Frauentorgraben, war richtig Partystimmung, zum einen feuerten die Zuschauer vom darüberliegenden Start- und Zielbereich die Läufer an und zum anderen sorgte eine Trommler Gruppe für ordentlich Rhythmus, der die Beine fliegen ließ.
Aus dem Frauentorgraben schnell wieder hoch auf die Frauentorgrabenstrasse Richtung Start/Ziel und schon war die erste Hälfte des Halbmarathons geschafft.
Der Blick auf die Uhr zeigte mir 47:30 an, mit einer Durchschnittsspace von ca. 4:31 und der Durchnittspuls war im grünen Bereich. Kurz mal in die Beine hineingehorcht und dann beschlossen:
„Des läfd heude, also lassmes laufn!“
Die zweite Runde hatte zu Beginn eine leicht geänderte Streckenführung wodurch es direkt an der Pegnitz entlang durch die Whörder Wiesen zum Whörder See ging. Was verwunderlich war, war das meine Pace plötzlich um ca. 10 Sekunden langsamer wurde obwohl ich doch jetzt wieder Rückenwind hatte. War ich die ersten 10k doch zu schnell angegangen und musste jetzt dafür büßen?
Kaum war ich wieder auf der Südseite des Whörder Sees und der Wind pfiff mir entgegen fand ich endlich 2 andere Läufer, die ungefähr die gleiche Pace gingen wie ich und ohne ein Wort zu sagen war klar, wir rocken den Rest zusammen. Diese Dreierkonstellation funktionierte wirklich für die nächsten 3 Kilometer perfekt, einmal ging der eine nach vorne und gab Gas und die anderen ruhten sich im Windschatten etwas aus und dann tauschten wir automatisch ohne eine Wort sagen zu müssen durch.
Erst nach dem wir wieder den kleine kurze fiesen Anstieg hinter uns hatten, merkte ich dass wir nur noch zu zweit waren. Ich schaute mich noch ein paar mal um, aber vom dritten Mitpacer war nichts mehr zu sehen.
Auf den letzten 3 Kilometern verschärften wir noch mal etwas das Tempo auf 4:20 und ich merkte so langsam, dass mir die Kräfte ausgehen. Zum Glück kamen wir nochmal an den Trommlern vorbei, wo es durch eine kleine Senke ging. Das rhythmische Trommeln und dieses etwas bergab ließen mich nochmal alle Kräfte zusammennehmen, um die letzten 500 Meter ins ziel zu Laufen.
Noch auf der Zielgeraden, kurz vor dem Ziel, bedankte sich der andere Läufer für das coole Teamwork und so kam ich, nach für mich unglaublichen 1:34:01, ins Ziel.
Neue PB an einem Tag wo ich eigentlich einen Genußlauf machen wollte, ohne irgendein Tapering in der Woche davor.
Ab und zu geht einfach mal was und dann muss man einfach Gas geben, ob es klug war oder nicht merkst Du erst am Ende. Wichtig ist immer, dass es Spaß macht, denn nur deswegen gehe ich Laufen!