Eigentlich muß ich gar nicht mehr schreiben, dass Beitragsbild sagt alles.
Es war hart, es war schön, es war wieder mal eine neue Erfahrung und ich weiß wieder was ich noch intensiver trainieren muss.
Aber vielleicht schreib ich doch etwas mehr. Zur Vorbereitung, sie lief gut ohne irgendwelche wirklichen Wehwehchen, nur habe ich zuwenig Höhenmeter trainiert und dass sollte sich dann auch während dem Lauf bemerkbar machen.
Ich reiste bereits am Freitag nachmittag an um so entspannt wie möglich in den Lauf gehen zu können. Und das war auch gut so, den die Anreise dauerte 2,5 Stunden, da es ab Amberg nur noch über Landstrassen bis Lam ging. In Lam angekommen bezog ich mein Quartier nur unweit der Ziellinie entfernt.
Hier war aber zu diesem Zeitpunkt tote Hose, da sich am Tag zuvor alles in Arrach, dem Startort der U.TLW, abspielte.
Also nur kurz alles ins Zimmer gebracht und ab ging es nach Arrach, wo ich zum einen meine Startunterlagen abholen wollte und zum anderen meinen Cousin treffen wollte, der auch beim U-TLW mitlief. Ich hatte meinen Cousin gute 20 Jahre nicht mehr gesehen und so war es wirklich klasse ihn endlich mal wieder zu treffen (Ich bin also nicht der einzigste Verrückte in dieser Familie). Nachdem wir erstmal etwas gequatscht haben, habe ich noch meine Startunterlagen abgeholt und mir das Racebriefing angehört, dabei habe ich dann noch meine Pasta verdrückt. Schon hier war eine super Stimmung und ich freute mich riesig auf den nächsten Tag.
Ich versuchte dann wirklich früh ins Bett zu kommen und habe es immerhin geschafft 6 Stunden tief und fest zu schlafen, mehr ging irgendwie nicht. Das Gasthaus war voll auf die Läufer eingestellt und so gab es bereits um 6:30 Uhr Frühstück mit allem was man sich nur wünschen konnte. Auch hier, beim Frühstück war die Stimmung wieder super und überall würde über das Laufen gequatscht. Ich hab mir nur ein Brötchen gegönnt, mehr war einfach nicht drin. Schnell noch fertig angezogen und ab ging es wieder Richtung Arrach.
Bevor es in die Startaufstellung ging, gab es noch den Check der Pflichtausrüstung, der aber schnell und sehr unbürokratisch vonstatten ging. In der Startaufstellung traf ich dann auch meinen Cousin Stefan mit seiner Freundin Cristina, sowie noch zwei weiteren Freunde von ihnen (Joao und Sachin).
Und dann ging es auch schon los, um Punkt 8:00 Uhr wurde der Start mit Böllerschüssen freigegeben und die ersten 50 Meter ging es mit einer Blaskapelle vorweg auf die Strecke, wobei es zu Beginn noch einmal um den See des Seeparks Arrach ging und somit nochmal an allen Zuschauern am Start vorbei.
Dann ging es endlich auf die Strecke! Die ersten zwei Kilometer gingen sehr flach durch eine Wiesenlandschaft dahin, genau das Richtige um sich warm zu laufen. Hier traf ich auch wieder auch Joao und wir unterhielten uns etwas, bevor es dann für die nächsten Kilometer darum ging Höhenmeter zu machen.
Gute 400 Höhenmeter sind es, die man auf den weiteren 7 Kilometern erklimmen muss, wobei größtenteils alles laufbar war. Beim „Eck“, dem Punkt der Strecke wo es die Bergwertung gibt, war die Hölle los. Der Veranstalter hatte uns schon am Vorabend beim Racebriefing versprochen, dass hier wieder einige Zuschauer sein werden, doch so etwas habe ich noch nicht erlebt.
Wir sind noch nicht aus dem Wal draußen, da hören wir schon die Kuhglocken und den Jubel der Zuschauer. Kurz nachdem wir dann den Wald verlassen haben, geht es durch ein Spalier von Zuschauern, die einen anfeuern und abklatschen … Gänsehaut garantiert.
Hier am Eck nach 9 km und 1 Stunde Laufzeit für mich ist auch der erste VP. Da meine Soft-Flasks noch gut gefüllt sind gönne ich mir nur zwei Becher ISO und setze meinen Weg fort, mit dem „Kleinen Arber“ (1386 m ü. NHN) als nächstes Etappenziel.
Die Strecke ist wirklich traumhaft und so geht es über den Höhenzug stetig bergauf, hoch zum Mühlriegel (1080 m ü. NHN), zum Ödriegel (1156 m ü. NHN), zum Schwarzeck (1238 m ü. NHN) und Heugstatt (1262 m ü. NHN), dann weiter zum Enzian (1285 m ü. NHN) und endlich ist der Kleine Arber erreicht. Auch wenn es auf diesen 12 Kilometern nur knapp 600 Höhenmeter zu überwinden geht, wird es immer härter.
Die Trails sind wie gesagt ein Traum, doch fordern sie die ganze Zeit ein höchstes Maß an Konzentration. Die Pfade sind oft nicht breiter als 40-50 cm, bespickt mit Wurzeln, Steinen und Felsen, weswegen ich das Tempo auch immer wieder stark reduzieren muß und stellenweise nur noch gehen kann. Zum Glück gibt es auf dem Abschnitt doch noch einen Mini-VP an dem man seine Soft-Flasks zumindest wieder mit Wasser auffüllen kann.
Auf diesem Teilstück denke ich sogar kurz ans Aufgeben, da mir mein Magen ab Kilometer 15 zu schaffen macht, der Gedanke daran nichts mehr essen und trinken zu können, treibt starke Zweifel in mir hoch, ob ich hier wirklich bis zum Ende dabei sein kann. Doch ab Kilometer 20 bessert sich das Ganze wieder.
Oben am Kleinen Arber muß kurz Zeit für ein Foto sein, um dann den Großen Arber in Angriff zu nehmen.
Der Große Arber (1456 m ü. NHN) liegt nicht mal 100 Höhenmeter über dem Kleinen Arber, da es aber kurz wieder bergab geht, gilt es doch wieder fast 200 Höhenmeter auf den nächsten 2,5 Kilometern zu erklimmen. So geht es dann erstmal einen breiten Fahrweg nach oben, auf dem ich mir fast schon überlege einem vorbeikommenden Biker das Rad abzunehmen, doch ich laufe lieber weiter. Und dann geht es endlos andauernde Stufen nach oben, die aus Felsen und Holzbalken bestehen.
Auf dem Großen Arber angekommen erwartet uns auch die nächste Verpflegungsstation, mit allem was das Läuferherz nur begehrt.
Ich gönne mir eine Cola, ein ISO-Getränk und Gummibärchen, so gestärkt könnte es eigentlich gleich weitergehen, doch es gibt Dinge … ähhhm Bedürfnisse, die auch Läufer haben. Also schnell in die Bergstation des Großen Arber und für ein paar Minuten absolute Ruhe an einem stillen Örtchen … sitzen kann ja so gut tun!
Wer einen Berg hoch rennt (ok … viel hoch geht), darf ihn auch wieder runter rennen und so hieß es auf den nächsten fast 9 Kilometern runter von 1449 m ü. NHN auf 673 m ü. NHN. Zu Beginn verlief die Strecke noch rein über Schotterpisten, mal kurz Zeit den Kopf abzuschalten, die Landschaft zu genießen und es etwas laufen zu lassen. Am Anfang schmerzten die Oberschenkel ganz schön und mussten sich erstmal an die andere Belastung gewöhnen, doch dann pendelte sich langsam alles ein und es tat gut mal bergab zu laufen.
Ca. bei Kilometer 29 erreichten wir den dann den kleinen Arbersee, auch wenn die Wege hier technisch nicht anspruchsvoll waren, so war es doch eine schöne Sache einmal den kleinen See zu umrunden und immer wieder einen schönen Blick auf diesen zu erhaschen. Hier waren natürlich viel mehr Wanderer unterwegs, doch alle machten uns platz und feuerten uns an.
Nach dem kleinen Arbersee ging es dann weiter bergab und die Trails wurden wieder schmaler und zauberten mir immer wieder ein kleines Grinsen ins Gesicht. Gerade das letzte Stück entlang des Weißer Regen (ein Bach) war es wunderschön zu laufen und als der Trail uns am Ende ausspuckte erreichten wir einen der nächsten kleinen VPs. Hier muß ich einfach mal ein erstes Lob an alle Helfer aussprechen, so hilfsbereite Helfer habe ich wirklich selten erlebt. Die Helfer am VP haben einem die Soft-Flasks abgenommen, man hat nur kurz gesagt womit sie wieder aufgefüllt werden sollen und konnte sich dem trinken und Essen widmen. Top … wirklich ganz klasse!
Nachdem sich die Beine jetzt genug ausgeruht hatten war es wieder an der Zeit Höhenmeter zu sammeln und unser nächstes Ziel war das Zwercheck mit 1333m ü. NHN. Also ging es auf den nächsten 6 Kilometern wieder gute 650 Höhenmeter hoch, wobei der erste Teil stellenweise noch gut laufbar war. Bei Kilometer 34,5 trafen sich dann auch die Strecke des „König vom Bayerwald“ und die des „Osser-Riesen“, wodurch neue Gesichter auftauchten und die Strecke wieder etwas belebter wurde.
Auf diesem Teilstück kamen wir bei Kilometer 37 zum nächsten großen VP und hier war die Stimmung wieder super. Zuschauer und Helfer, jeder sprach einem gut zu und es wurde angefeuert was das Zeug hält. Ich gönnte mir wieder 2 Becher Cola ein paar Gummibärchen und ließ meine Soft-Flasks einmal mit Wasser und einmal mit ISO auffüllen.
Nachdem VP ging es zuerst locker weiter bis der letzte Kilometer hoch zum Zwergeck uns wieder einmal einiges abverlangte. 200 Höhenmeter auf 1 Kilometer Strecke mit bereits harten 37,5 Kilometern in den Beinen ist nicht gerade das, wo man einfach mal so hochsprintet. Meine Pace, na ich glaube Pace kann man dazu nicht mehr sagen, ging auf diesem Stück gegen Schneckentempo und ich war unendlich froh als ich endlich oben angekommen war.
Die Aussicht war grandios und ich gönnte mir einen Augenblick wieder zu Atem zu kommen und vor allem um den Ausblick zu genießen. Nach nur einem kurzen Stück auf einem Höhenweg ging es gleich wieder durch den Zwechecker Wald bergab. Dieses Bergabstück war technisch wieder sehr anspruchsvoll, ca. 30% Gefälle, der Trail gespickt mit Wurzeln und Steinen/Felsen, also nichts um mal richtig Gas zu geben. Erst als es unten auf einen Forstweg ging wurde die Pace mal wieder annehmbar und ich versuchte entspannt aber doch zügig zu laufen.
Jetzt lag noch ein Anstieg vor uns, der Weg hoch zum Großen Osser! Bevor es jedoch hoch ging, gab es noch einmal eine kleine aber sehr feine Verpflegungsstation. Die Stimmung hier war der Hit und so schickten uns die Helfer mit frisch gefüllten Soft-Flasks und vielen aufmunternden Worten hinauf auf den Trail zum Großen Osser.
Nur noch 2 Kilometer Bergauf, nur noch 300 Höhenmeter überwinden und dann würde es nu noch bergab gehen. Davon beflügelt, legte ich einen dynamischen Start auf dem unwegsamen Trail hin, doch diese Dynamik verflog leider sehr schnell wieder. Da ich schon über 2000 Höhenmeter und 40 Kilometer in den Beinen hat, schien mein Körper diesen Anstieg nicht mehr lustig zu finden. Der Aufstieg wurde zur reinen Kopfsache und kostete mich über eine Halbestunde. Das Einzigst beruhigende war, dass keiner an einem vorbei rannte. Ich ließ ab und zu mal ein paar Läufer passieren, weil ich kurz verschnaufen musste.
Je näher ich dem Großen Osser aber kam, desto besser wurde die Stimmung der Zuschauer und die letzten Meter wurde man quasi mit Sprüchen auf Plakaten (siehe Titelbild) und den Anfeuerungsrufe hoch getragen.
Auch solch aufmunternde Aushänge waren kurz vom dem Gipfel zu finden:
Und dann war ich endlich oben, hatte den letzten harten Anstieg geschafft.
Ich war so froh endlich oben zu sein und mein Körper schrie so nach Flüssigkeit, dass ich mir gut 10 Minuten Erholung gönnte. Cola, Iso, Gummibärchen und natürlich ein alkoholfreies Bier waren hier meine Pausenverpflegung und nebenbei lauschte ich der Blasmusik. Gefühlt gab es an jedem VP auch eine Blaskapelle, die ordentlich aufspielte!
Auf ging es, auf den letzten Teil des König vom Bayerwald und wenn ich denen traute, die hier schon mal gelaufen sind, sollten die letzten 8-9 Kilometer nicht einfach nur bergab gehen. Wörter wie „Klettern“, „Tromsø-Trail“ und „Holy-Trail“ hörte ich hier im Vorfeld und ich war gespannt was mich jetzt noch erwarten würde.
Und dann kamen sie, zuerst der …
-Trail und danach der
Der Anfang vom Tromsø-Trail war gleich spaßig, um eine kleine Felsformation zu überwinden, musste etwas geklettert werden. Der Veranstalter hatte hier extra noch Seile anbringen lassen und Helfer abgestellt, die den nicht so beweglichen Läufern helfen sollten.
Na das konnte ja noch lustig werden!
Zuerst ging es noch weiter über schöne, technisch anspruchsvolle Trails und dann ging es erstmal auf gut laufbaren Wegen bergab. Für einen Kilometer konnte ich es mal etwas schneller Laufen lassen und passierte Läufer die langsam an ihr Limit kamen und mit Krämpfen zu kämpfen hatten.
Auch wenn ich im Vorfeld viele kritische Stimmen über diese Streckenabschnitte gehört hatte, war ich mehr als positiv überrascht. Trails, auf die sich jeder Trailrunner freuen sollte und das Beste sollte noch vor mir liegen.
Der „Holy-Trail“ ist einfach nur Fun, nichts was man einfach so durchlaufen kann (also ich zumindest nicht), aber genau dass, warum ich Trails laufe. Größtenteils schöne schmale Pfade, weicher Waldboden, zwischendurch gespickt mit Steinen und Felsen, die es zu Umlaufen oder überwinden gilt. Ich fühlte mich super, merke rein gar nichts mehr von den harten Aufstiegen die hinter mir lagen. Meine Beine liefen einfach und mein Kopf genoß die Umgebung. Viele Läufer schienen hier Ihre Probleme zu haben und so lief ich immer wieder auf einzelne Läufer oder kleine Gruppen auf. Nur wenn diese kurz stoppten um mich vorbei zulassen, war es überhaupt möglich zu passieren, so schmal waren die Trails hier.
Nach 52,6 Kilometern in den Beinen verlassen wir endgültig den Wald und die schönen Trails. Lam ist jetzt zum greifen nah und man hört schon den Sprecher an der Ziellinie, sowie das Gejubel der Zuschauer. Jetzt geht es noch über ein paar Wiesen und das Ziel vor Augen beflügelt mich und ich erhöhe noch einmal die Pace. Ich ziehe noch an ein paar Läufern vorbei, die glaube ich genauso froh sind bald im Ziel zu sein wie ich. Hätte ich die Power, die ich zu diesem Augenblick gerade spürte, nur auch an den Anstiegen gehabt!
Und dann kam er, der rote Teppich, die letzten Meter ins Ziel. Der Sprecher sagte meinen Namen und ich schwebte schon fast die letzten Meter ins Ziel.
Was für ein Lauf, was für eine Herausforderung.
Meine Zielzeit von 7:57:57 geht für mich vollkommen in Ordnung, mehr ging heute einfach nicht.
Im Zielbereich waren dann erstmal zwei Dinge wichtig:
Trinken und Sitzen!
Ich glaube ich habe 3-4 alkoholfreie Colaweizen getrunken und dann noch ein richtiges Bier zur Belohnung bis mein Flüssigkeitshaushalt wieder hergestellt war. Hier muß ich vielleicht noch erwähnen, dass ich ab Kilometer 44 Nierenschmerzen bekommen habe, mir schien es als ob keine Flüssigkeit mehr bei den Nieren ankam, obwohl ich unterwegs soviel getrunken habe, wie bei keinem anderen lauf bisher.
Im Chill-Bereich traf ich dann noch auf Joao der die Strecke in 7:13 Stunden absolviert hatte. Er hatte sich eigentlich mehr vorgenommen, bekam unterwegs aber auch Magenprobleme wodurch er etwas zurückstecken musste.
Ich genoß die Atmosphäre im Zielbereich noch etwas, bis ich mich in Richtung der Duschen aufmachte. Und das mit den Duschen war nicht fair, sie waren 500 Meter entnervt und noch dazu musste man einen Berg hinunter. Dies 500 Meter waren anstrengender als die 54 Kilometer zuvor, vor allem der Rückweg war hart.
Als ich vom Duschen zurückkam war mein Cousin Stefan mit Freundin Cristina, sowie Sachin noch nicht im Ziel. Ich wartete eine ganze Weile doch sie tauchten nicht auf, wie ich später erst erfuhr, kamen sie nach 9:21 Stunden bzw. 9:48 Stunden ins Ziel, da saß ich gerade im Bus zurück zu meinem Auto in Arrach.
Das war es, das Wochenende beim Ultra Trail Lamer Winkel. Wenn es den Lauf 2020 wieder gibt, komme ich wieder … da geht noch was!
Meine letzten Worte gehören den Veranstaltern und den Helfern.
Ihr habt uns hier wirklich eine knall harte Strecke zusammengestellt, die alles von einem abfordert. Alle Helfer waren super motiviert und motivierend.
… and Keep on running!