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Triathlon Ingolstadt 2022 – Olympische Distanz

Nach langer Vorbereitung, war endlich der Zeitpunkt an dem ich abliefern musste.

Am Sonntag, den 29.05.2022, stand der Audi Triathlon Ingolstadt in meinem Wettkampfkalender. Starten wollte ich hier über die Olympische Distanz und dies bedeutete, dass ich mich 1.500m Schwimmen, 42,5km Radfahren und 10,6km Laufen stellen musste. Eigentlich alles kein Problem und doch liegt die Tücke im Moment (hier mal nicht im Detail).

Wie schon geschrieben, hatte ich für diesen Triathlon eine recht lange Vorbereitungsphase von 22 Wochen. Die komplette Vorbereitungsphase verlief komplett verletzungsfrei und es gab nur im März mal ein paar Tage, wo ich eine kleine Erkältung hatte. Der Trainingsumfang war schon recht hoch, mit durchschnittlich 12 h Training pro Woche oder anders ausgedrückt: 980km Laufen, 3000km Radfahren, 110km Schwimmen und 28h Stabi-Training.

Ich sollte also gut vorbereitet sein!

Noch dazu war ich 3 Wochen vorher schon einmal in Ingolstadt und hab mir im Rahmen des TriDay die Strecken angesehen und wusste was auf mich zukommt. Der Baggersee hatte damals noch 14,7 Grad Wassertemperatur, was für das erste Freiwasserschwimmen in diesem Jahr nicht gerade angenehm war. Die, die mich kennen wissen, dass ich erst vor 3 Jahren richtig das Kraulen gelernt habe und das Freiwasser immer noch eine große Herausforderung für mich ist. So war auch der ersten Freiwassergang in diesem Jahr, nicht unbedingt von Erfolg gekrönt (Nachfolgende verliefen da wesentlich besser).

Doch kommen wir endlich zum Tag des Wettkampfs. Es war kalt, in der Nacht hatte es nur 6 Grad gehabt und auch als wir am Sonntag um 7:45 Uhr in Ingolstadt eintrafen, waren es gerade mal 10 Grad. Immerhin schien noch die Sonne und der Tag versprach gut zu werden. Mein Start war erst um 10:40 Uhr und so holten wir als aller erstes die Startunterlagen ab und nutzen dann noch die Zeit, um dem Schwimmstart der Mitteldistanz zuzusehen. Das Wasser hatte etwas über 20 Grad und die Luft gerade mal 10 Grad, so das Dunstwolken vom Baggersee aufstiegen, als sich die Schwimmer auf die 1.900m lange Schwimmstrecke machten. Das Ganze hatte schon etwas mystisches!

Danach checkte ich mein Rennrad ein und legte mir alles so bereit, dass die Wechsel möglichst zügig abliefen. Zu dem Zeitpunkt gab es schon ein paar erste vereinzelte Regentropfen und so deckte ich meine Schuhe zumindest mal mit einer Plastiktüte ab. Eine gute Entscheidung wie sich später herausstellte.

Wechselzone Triathlon Ingolstadt

Danach ging es dann zum Schwimmausstieg, um den Mitteldistanz Athleten zuzusehen und hoffentlich auch ein paar bekannte Gesichter zu entdecken. Zu spät erblicke ich Steffen, den ich zumindest noch anfeuern konnte. Etwas früher entdeckte ich Sabrina, so dass ich auch ein Foto schießen konnte.

Sabrina Ausstieg Schwimmen MD

Kaum waren die Mitteldistanzler auf ihren Rädern, begann es zu Regnen. Naja, obwohl nur Regen war das nicht mehr, es schüttete wie aus Eimern! Mir tat jeder leid, der jetzt unterwegs war. Wir verzogen uns ins Auto und warteten , bis kurz vor meinem Start.

Um 10:40 Uhr war es dann endlich soweit, meine erste Olympische Distanz in einem richtigen Wettkampf konnte beginnen.

Kurz vor dem Start

Ich sortierte mich in meinem Starterfeld extra ganz hinten ein, um jeglichen „Wasserkämpfen“ aus dem Weg zu gehen. Beim Schwimmen ging es für mich nur darum gut durchzukommen und möglichst gleichmäßig zu schwimmen.

Man kann es auf den Bilder nur erahnen, aufgrund der Temperaturunterschiede zwischen Wasser und Luft, stieg Dunst auf und das Wasser sah aus als ob es brodeln würde.

Ich schwamm los, machte meine ersten Kraulzüge, nicht hektisch, sondern ganz locker und gleichmäßig. Mein Puls schoss in die Höhe und meine Atmung wurde hektisch. Ich musste sofort auf Brustschwimmen umstellen, um überhaupt genug Luft zu bekommen. Das war das Worst-Szenario, an welches ich vorher lieber nie gedacht hatte. Alles um mich herum, diese vielen Schwimmer im Wasser, das „brodelnde“ Wasser, war für mich zu diesem Zeitpunkt einfach zu viel. Im Nachgang betrachtet war es eine klassische Panikattacke. Ich beschloss erst einmal ruhiger zu werden, machte einen Zug nach dem anderen. Doch mein Herz raste und meine Atmung war so flach, dass ich die ganze Zeit den Eindruck hatte ich bekomme zu wenig Luft. Dann kam der Gedanke ans Aufgeben, keine 200m geschwommen und dass sollte es schon sein. 22 Wochen Training für 200m Schwimmen im Wettkampf. Da kamen mir meine zwei Mantras in den Kopf „Never give up“ und „Ich kann das!“. Ich beschloss auf jeden Fall bis zur ersten Boje weiter zu schwimmen und hoffte inständig, dass sich mein Körper beruhigen würde. Leider tat er das bis zur ersten Boje nicht und so kam wieder die Überlegung aufzugeben, sich aus dem Wasser fischen zu lassen. Doch dann erblickte ich rechts von mir einen Bootsanlieger mit Booten. Ich überlegte lang hin und her, ob ich einfach kurz abbiege sollte und mich dort kurz festhalte und beruhige sollte, um dann zu versuchen ruhig weiter zuschwimmen. Ist das erlaubt oder werde ich dann disqualifiziert? Es half nichts, so konnte es nicht weitergehen, ich schwamm zu den Booten und hielt mich an einem fest, um zur Ruhe zu kommen. Sogleich war eine Rettungsschwimmerin auf einen Stand Up Paddle bei mir und wollte wissen ob alles ok ist. Ich sagte Ihr, dass ich nur eine kurze Pause brauche. Ich konzentrierte mich nur auf meine Atmung und nach ca. 1 Minute hatte sich meine Atmung und mein Puls wieder etwas beruhigt. Ich bedankte mich noch kurz bei der Rettungsschwimmerin und machte mich auf die weiteren 1.100m, mit der Hoffnung, dass ich jetzt ruhig und ohne weitere Probleme schwimmen konnte. Von hinten kam schon die letzte Startgruppe und ich hoffte nur, dass sie mich nicht überrollen würden.

Ich fand endlich zu einem ruhigen und gleichmäßigen Schwimmen. Ich konzentrierte mich nur auf mich und wusste, dass ich das, was ich hier gerade mache eigentlich kann. Dieser Gedanke brachte mich immer weiter und weiter. Die Meute von hinten kam nicht! Nur ein Schwimmer, mit einer grünen Badekappe, überholte mich sehr zügig. Bei mir lief es jetzt endlich richtig gut, ich holte sogar vereinzelte Schwimmer aus meiner Gruppe wieder ein. Meine Pace lag endlich bei dem was ich mir vorgenommen hatte und so stieg ich nach 33:33 Minuten aus dem Wasser. Ich war erleichtert das Schwimmen hinter mir zu haben und mich jetzt auf meine beiden stärkeren Disziplinen konzentrieren zu können.

Ausstieg Schwimmen

Auf dem Weg zu meinem Rad schälte ich mich bereits halb aus meinem Neo. Am Rad dann, Neo aus, Socken und Schuhe anziehen, Helm auf, Startnummer umlegen und nach 3:27 Minuten war ich auf der Radstrecke.

Start Radstrecke

Motiviert von den letzte 1.100m des Schwimmens hatte ich jetzt richtig Böcke Gas zu geben. Auf dem ersten Stück ist eigentlich Überholverbot. Mein Vordermann und ich hatten leider ein paar Teilnehmer vor uns, die dort mit ca. 22 km/h entlangzuckelten. Nach ein paar Bitten doch etwas schneller zu fahren, nahmen wir uns ein Herz und zogen an ihnen vorbei. Die Straßen waren noch sehr nass, doch ich glaube es hat schon nicht mehr geregnet (ich war bereits im Tunnel und habe nichts mehr um mich herum wahrgenommen!), man musste aber jede Kurve mit viel Feingefühl an- und durchfahren.

Zuerst ging auf eine 10 km lange Schleife durch die Innenstadt, aufgrund des vorherigen Regens waren leider nur wenige Zuschauer an der Strecke, doch die haben jeden einzelnen angefeuert. Wie schon geschrieben; ich hatte jetzt richtig Böcke Gas zu geben und so ging ich eine hohe Trittfrequenz im entsprechenden Gang an. Die Schleife durch die Innenstadt hat richtig Laune gemacht, bei optimalem Wetter und vielen Zuschauer, wäre es ein Traum gewesen. Ich sammelte hier schon viele andere Teilnehmer vor mir ein. Die Jungs und Mädels auf den Zeitfahrmaschinen schienen bei den Witterungsverhältnissen so Ihre Probleme zu haben und ich war gar nicht mehr neidisch „nur“ ein Rennrad zu haben.

Dann ging es hinaus in Richtung Egweil, raus auf die Landstraße. Ab jetzt gab es fast keine engen Kurven mehr, nur ein Kreisverkehr und ein paar Ortsdurchfahrten. Man konnte sich ab jetzt voll und ganz auf die richtige Trittfrequenz konzentrieren und die schnelle Strecke genießen. Da die Straße zu Beginn immer noch sehr nass war, waren die Füße bald tiefgefroren und ohne Gefühl, doch die Strecke wurde zum Glück immer trockener. Ich war nach wie vor richtig gut unterwegs, sammelte immer wieder einen anderen Teilnehmer ein und hatte unterwegs richtig Spaß. Nach der Wende in Hennenweidach an der Kapelle St. Anna ging es auf die letzten 15 km. Meine Beine wurden langsam etwas schwerer, doch hielt ich meinen Geschwindigkeit bei und versuchte auch auf den leichten Anstiegen nicht zu langsam zu werden. Nach 42,5 km, einem Schnitt von 34,4 km/h, war ich nach 1:14:26 Stunden wieder in der Wechselzone. Für meine Frau war ich etwas zu schnell unterwegs, hatte ich doch ein etwas langsameres Tempo geplant. So hat sie mich beim Fotografieren dann nur noch von hinten erwischt.

Kurz vor dem 2ten Wechsel

Auch der zweite Wechsel verlief optimal. Fahrrad wieder einhängen, Helm und Brille hinschmeißen, Schuhe gewechselt und nach 1:25 Minuten war ich auf der Laufstrecke.

Geplant war eine 4:45er Pace, doch die ersten Meter waren Laufen wie auf rohen Eiern. Nicht weil ich noch im Radfahrmodus war, eher weil meine Füße tiefgefroren waren und fast ohne Gefühl. Meine Uhr zeigte nach dem ersten Kilometer 4:34 Minuten an, eigentlich zu schnell, doch ich hielt es wie immer: „Erstmal laufen lassen!“.

Die Strecke verlief zu Beginn um die West- und Südseite des Baggersees, die Schotterwege waren sehr angenehm zu laufen und ich konnte immer wieder andere Läufer überholen. Das Einholen der anderen Läufer und die immer noch recht lockeren Beine ließen mich meine Pace beibehalten. Meine Stimmung war perfekt, mein Training über die 22 Wochen zahlte sich wirklich aus und ich kostete jede Minute in vollen Zügen aus.

Bei Kilometer 4 standen plötzlich Steffen und Jörg an der Strecke und feuerten mich an. Danke für die tollen Bilder und wie man sieht hatte ich wirklich meinen Spaß und die beste Laune.

Kilometer 4 bei bester Laune

Jetzt ging es in Richtung Innenstadt und ich hoffte da auf mehr Zuschauer und eine gute Stimmung. Ich wurde nicht enttäuscht. Auf den kurzen 500 m mitten durch die Innenstadt war die Stimmung riesig und machte Lust auf die letzten Kilometer. Die Beine waren immer noch ok, ab und zu wollte die linke Wade sich zu Wort melden, aber das habe ich gekonnt ignoriert.

Als es entlang der Donau langsam wieder heraus aus der Stadt ging , waren immer wieder kleine Stimmungsnester und gaben einem die Kraft für die letzten 3 km. So beflügelt zog ich meine Pace noch einmal etwas an und hatte die Laufstrecke von 10,5 km nach 49:19 Minuten mit einer durchschnittlichen Pace von 4:33 min/km geschafft.

Wenige Meter vor dem Ziel

Im Ziel zeigte mir meine Uhr 2:42:10 Stunden an, eine Zeit mit der ich sehr zufrieden bin.

Im Zielbereich selber traf ich dann noch auf Krissi, die mit Ihrer Zeit für die Mitteldistanz auch sehr zufrieden war. Von Ihr erfuhr ich auch, das Steffen leider aufgeben musste. Er war durch den kalten Regen total unterkühlt und da war es besser nicht weiter zu machen. @Steffen: Roth wird Dein Wettkampf!!!

Nach einem alkoholfreien Weizen und einem Stück Apfelstrudel, machte ich mich auf den Weg meine Frau in dem Gewühle zu finden, um dann mein Fahrrad und Equipment aus der Wechselzone zu holen.

Unterwegs machten wir noch das obligatorische Bild mit der Medaille und dem dazugehörigen zufriedenen Grinsen.

Zufrieden nach dem Finish

Auf den letzten Metern zum Auto haben wir dann zum Glück noch Sabrina getroffen, die heute im Wasser auch so einiges erlebt hat, aber dass könnt ihr sicherlich in Kürze unter ihrem Instagram-Account nachlesen.

Das war der Audi Triathlon Ingolstadt 2022, trotz mäßigem Wetter ein super toller Wettkampf für mich.

Danke an alle Helfer Vorort, die trotz dem Sauwetter an der Strecke waren und diesen Triathlon möglich gemacht haben.

Meine erste Mitteldistanz – DIY Triathlon

Wenn Du so etwas das erste Mal machst, ist das Ganze wie eine Überraschungsei! Du weißt eigentlich was Du Dir da gekauft hast, Du siehst die bunte glitzernde Hülle, weißt dass darunter die süße leckere Schokolade steckt, aber welche Überraschung(en) sich im Inneren verbirgt, ist noch vollkommen unklar.

Ganz ähnlich ist es mit der ersten Mitteldistanz im Triathlon. Auch hier weißt Du eigentlich was Dich erwartet, Du hast diese tolle Ausrüstung, ein geiles Fahrrad, einen Neopren-Anzug, top Laufschuhe mit Carbon-Innensohle und noch vieles mehr. Du weißt, welchen Aufwand Du in Dein Training gesteckt hast. Du weißt, wie fit Du in jeder der drei Disziplin bist. Aber ob alles zusammen passt, ohne Pausen und ohne doppelten Boden, ist noch Mal etwas ganz anderes und im Vorfeld nur teilweise planbar.

Dieses Überraschungsei beschreibt ganz gut wie ich mich am Morgen des 28.08.2021 gefühlt habe, eigentlich gut vorbereitet, aber ich hatte keine Ahnung, wie und ob alles zusammenspielt.

12 Wochen intensives Training lagen hinter mir, mit 491 km Lauftraining, 1.370 km im Sattel und 45 km Kachelzählen.

Zu Beginn des Trainings und somit nach der Erholungsphase, die ich aufgrund meines nicht so schönen Sturzes mit dem Rennrad einlegen musste, stand zuerst nur ein grober Plan. Ich hatte keine Ahnung, ob dieser Plan aufgehen würde und wie schnell ich wieder in Form kommen würde. Doch es wurde von Woche zu Woche besser und machte immer mehr Spaß, so dass die Zuversicht, eine Mitteldistanz finishen zu können, immer mehr wuchs.

Doch kommen wir endlich zum Wettkampf. Ich nenne es Wettkampf, auch wenn es ein Triathlon war, den ich ganz für mich alleine bestritten habe und nicht im Rahmen einer Veranstaltung. Ein Wettkampf ist ein Kampf um die beste [sportliche] Leistung und ich wollte hier die beste Leistung abliefern, zu der ich in der Lage war.

Am Morgen des 28. August stand ich pünktlich um kurz vor 10:00 Uhr vor unserem Freibad. Ich wollte so früh wie möglich starten, um nicht zu viel Betrieb im Becken und somit auf den Bahnen zu haben. Warum ich dann nicht früher gestartet bin, nun unser Freibad macht Samstags leider erst um 10:00 Uhr auf. Da das Wetter nicht gerade Freibad-Wetter war (15 Grad und ein grauer Himmel), war ich der einzige, der so „früh“ da war und hatte das ganze Freibad für mich alleine. Ich traf schnell noch die letzten Vorbereitungen (Neoprenanzug, Schwimmbrille, Badekappe richten und die Radklamotten für den Wechsel zurecht legen) und stand so um 10:04 Uhr am Rand des Beckens. Es konnte also wirklich los gehen.

Kurz vor dem Schwimmen im leeren Freibad

Mit einem weiten Hechtsprung durchbrach ich die glatte Wasseroberfläche und begann meine Bahnen zu ziehen. Eigentlich dachte ich, ich würde aufgeregt und unruhig schwimmen, doch das genaue Gegenteil war der Fall. Ich kam sofort in einen gleichmäßigen und ruhigen Flow. Mir war klar, dass ich im Schwimmen nicht schon alles geben würde, sondern in meinem Tempo und ohne Pausen durchschwimmen werde. Auch habe ich mir zwischendurch jeglichen Blick auf die Uhr verboten, ich wollte erst zur Halbzeit, nach 950 m, einen Blick auf die Uhr werfen, um zu sehen wo ich zeitlich ungefähr rauskommen würde. Als ich dachte ich hätte jetzt 19 von 38 Bahnen hinter mir, schaute ich bei der Wende kurz auf die Uhr. Upsss … schon 1050 m … verzählt … und ca. 20 Minuten … voll im Plan. Es lief die ganze Zeit richtig gut und nach weiteren 17 Bahnen war es auch schon vorbei.

1.900 m in 36:53 Minuten und somit einer Durchschnittspace von 1:56 min/100m waren alles was ich wollte und wozu ich Schwimmtechnisch aktuell in der Lage bin.

Schnell raus aus dem Becken, raus aus dem Neoprenanzug und rein in die ersten Radklamotten. Nein, ich hatte keinen Trisuit angezogen, bei gerade mal 15 Grad Lufttemperatur, wollte ich mir den Luxuxs gönnen und trocken auf dem Rad starten.

Dann ging es schnell raus auf den Parkplatz des Freibades, wo meine Frau schon den zweiten Teil der Wechselzone eingerichtet hatte. Beim anziehen der restlichen Radklamotten gönnte ich mir schnell einen Riegel und etwas zu Trinken, bevor ich mich nach unendlichen 7:35 Minuten endlich auf mein Rennrad schwang. In dieser Hektik hatte ich wohl einmal zu oft auf meine Uhr gedrückt und sie zeigte schon wieder Wechsel an. Schnell die Uhr gestoppt, Aktivität bis jetzt gespeichert, wieder eine Triathlon-Aktivität gestartet, bis zum Radfahren durchgeklickt und endlich konnte ich mich auf die 90 km, die jetzt vor mir lagen, konzentrieren.

Die ersten Kilometer gingen noch durch Wohngebiete und liefen deshalb nicht ganz so flüssig. Doch dann ging es auf die wenig befahrenen Landstraßen und ich konnte mich darauf konzentrieren in eine gleichmäßigen Tritt zu kommen. Mein Plan war es mindestens einen 30er Schnitt zu fahren und den mit einer möglichst gleichmäßigen hohen Trittfrequenz, um die Beine nicht sauer zu fahren. So liefen die ersten 25 km trotz kontinuierlichem Gegenwind richtig gut, nur der Himmel machte mir immer mehr sorgen. Regen war eigentlich erst für die Laufstrecke angesagt, aber wie es jetzt aussehen würde, würde es wohl viel früher nass werden.

Nur zwei Kilometer später war es dann soweit, der Himmel öffnete seine Pforten und es regnete zuerst nur leicht und dann immer stärker. Kurzer Stopp, Regenjacke an und weiter. Ich begann immer mehr zu fluchen, Regen, Gegenwind und das genau auf dem Streckenabschnitt, der auch noch die Steigungen für mich parat hält. Was für ein Glück, nach 15 Minuten hörte es wieder auf zu regnen und so konnte ich mich auf den Kampf gegen die Steigungen und den Gegenwind konzentrieren.

Die Steigungen waren jetzt nicht so heftig wie viele vielleicht denken, doch zogen sie sich kontinuierlich über die nächsten 14 km hin und der Gegenwind war auch noch mein ständiger Begleiter. Über meine geplante Zeit für die 90 km machte ich mir noch keine Sorgen, wusste ich doch, dass es nach 45 km Richtung Heimat geht, ich dann Rückenwind haben müsste und es lange leicht bergab geht. Nach 1:33:47 Stunden und 47,8 km hatte ich den höchsten Punkt erreicht und ich durfte endlich den Rückenwind genießen.

Die zweite Hälfte der Radstrecke sollte wesentlich angenehmer verlaufen, es standen fast keine Höhenmeter mehr an und die Streckenführung war einfacher. Also Kopf aus, gleichmäßig treten und soviel Kraft wie möglich sparen. Ich aß und trank unterwegs immer wieder, um genügend Energie für den Rest der Radstrecke zu haben und vor allem für den noch kommenden Halbmarathon.

Alles ging gut bis zu Kilometer 65, ich hatte den Himmel schon länger wieder im Blick und es wurde immer dunkler. Dann fing es wieder an zu regnen und dieses mal erbarmungslos, mit allem was nur von oben runter kommen konnte. Der Wind kam jetzt aus jeder Richtung, so dass der angenehme Effekt des Rückenwindes auch weg war. Die nächsten 10 km waren kein Spaß, von oben Wasser, von unten Wasser und Wind von allen Seiten. Anhalten, eine Pause machen … keine Option … Wettkampf ist Wettkampf und wenn man ihn nur für sich macht. Jede Kurve musste ich voll runterbremsen, um ja nicht zu stürzen, besonders heikel wurde es auf dem Kopfsteinpflaster in Langenzenn, da kam ich mir vor als ob ich auf rohen Eiern fahren würde. Durch das viele Wasser war ich komplett durchnässt, so durchnässt, das ich sogar plötzlich meinen In-Ear-Kopfhörer verlor den ich nur auf der rechten Seite drin hatte. Anhalten, suchen … wieder keine Option. Bei Kilometer 75 wurde der Regen endlich wieder weniger und es hörte zwischendurch sogar mal komplett auf zu regnen.

Es waren nur noch 15 km auf dem Rennrad, die Beine waren noch gut in Form, doch die Motivation hatte etwas gelitten. Als ich plötzlich meine Tochter in der Ferne mit der Kamera erblickte, ging es mir gleich viel besser. Jemanden auf der Strecke zu sehen, den man kennt, mobilisiert immer wieder Kräfte und ich war ihr so dankbar.

Voll motiviert ging es weiter und nach 3:00:06 Stunden erreichte ich die nächste Wechselzone, die heimische Garage.

Aus den Radklamotten musste ich eh raus und so beschloss ich mich komplett umzuziehen, um den Lauf trocken genießen zu können, denn nun kam doch noch die Sonne raus. Nach gut 6 Minuten Umziehen und kurzem Dehnen, ging es auf die 21,1 km Laufstrecke.

Da meine letzten Laufeinheiten nicht so gut liefen, hatte ich geplant eine 5:15er Pace zu Laufen und wenn es gar nicht geht bis auf eine 5:30er Pace runter zu gehen. Bewusst schaute ich die ersten Kilometer erst gar nicht auf die Uhr, sondern versuchte nach Gefühl zu laufen. Es fühlte sich verdammt gut an, nicht so als ob ich gerade schon 1,9 km geschwommen und 90 km Rad gefahren wäre. Als ich dann doch mal auf die Uhr blickte war ich wirklich überrascht, stand da doch eine durchschnittliche Pace von 4:56 auf den ersten 3 km. Wenn man eigentlich langsamer laufen wollte und man so etwas auf der Uhr sieht, kommen einem viele Gedanken in den Kopf und die vordergründige Frage: „Langsamer werden oder den Flow nutzen und es riskieren am Ende einzubrechen?“ Ich entschied mich einfach mal so weiter zu laufen und bei meinem ersten Verpflegungspunkt zu entscheiden, wie es weiter geht.

Als der Verpflegungspunkt so langsam in Sicht kommen sollte, sah ich keine Crew sah und somit keinen Verpflegungspunkt. Sofort schossen mir 10.000 Gedanken durch den Kopf und vor allem der eine: „Steht die Crew an einer falschen Stelle?“. Doch zum Glück tauchten sie plötzlich aus dem Gebüsch auf und alles war gut. Kurze Abstimmung, neue Softflask mit Cola ohne Kohlensäure und weiter ging es. Diese ersten 7 Kilometer verliefen verdammt gut, fast schon zu gut und so beschloss ich die Pace einfach beizubehalten, mehr als dass es sich bitter rächen würde, konnte ja nicht passieren.

Meine Strecke führte mich weitere 3,5 km entlang des Main-Donau-Kanals Richtung Süden und ich hatte die ganze Zeit einen leichten Rückenwind. Dann bei Kilometer 10,6 gab es die Wende und es ging die gleiche Strecke wieder zurück. Ich spürte gleich den leichten Gegenwind und hoffte nur mich nicht verzockt zu haben. Die Pace blieb zum Glück stabil und auch eine Ermüdung war noch nicht wirklich spürbar. Bei Kilometer 14,5 traf ich dann wieder auf meine Crew. Kurzer Update von mir und mit einem halben Riegel in der Hand ging es weiter. Ich hatte kein richtiges Hungergefühl, aber die Getränke und die Lucho Dillitos Energy Blocks, die ich in den letzten 4 Stunden zu mir genommen hatte, hatten zwar meinen Energiebedarf sehr gut gedeckt, aber nicht meinen Magen gefüllt.

Etwas gesättigt ging es auf die letzten gut 6 km. Die Pace passte nach wie vor, nur spürte ich jetzt langsam wie meine Beine müde wurden. Richtig zu spüren bekam ich es dann ab Kilometer 19, doch bei nur noch 2 Kilometer heißt es Zähne zusammenbeißen, nicht langsamer werden und immer weiter.

Nach 1:42:55 war dann auch dieser Part der Mitteldistanz geschafft, wesentlich schneller als gedacht und mit wesentlich weniger Leider als gedacht. Es ist schon der Hammer zu was der Körper in der Lage ist!

Für die 1,9 km Schwimmen, die 90 km Radfahren, die 21,1 km Laufen und die zwei Wechsel habe ich insgesamt 5:34:09 gebraucht und ohne die Wechsel sind es sogar nur 5:19:54.

Ich bin vollkommen zufrieden, sehr dankbar meiner Frau und Tochter gegenüber, zum einen für den Support an diesem Tag, aber natürlich auch für das Verständnis und die Unterstützung in den letzten 12 Wochen.

Ein zusätzlichen Dankeschön geht noch an Lotta und Schorsch vom TRI IT FIT Podcast, die den ganze DIY Triathlon ins Leben gerufen haben und auch eine tolle Medaille entworfen haben.

Das Wetter war an diesem Tag nicht immer Lustig und hat mich einiges gekostet, vor allem auch einen In-Ear-Kopfhörer. Ausgezahlt hat sich die kontinuierliche Verpflegung unterwegs, dadurch hatte ich keinerlei Probleme bis zum Ende.

Pause gibt es leider noch keine, denn wenn alles gut geht starte ich am 26. September noch beim Berlin Marathon, den ich als reinen Genusslauf absolvieren möchte, aber danach geht es dann in die Off-Season!

Pläne für danach entstehen auch schon langsam. Im Winter an der Rad- und Schwimm-Performance arbeiten und im Frühjahr will ich mich endlich dem Thema Freiwasser-Schwimmen stellen.

Ihr seht selbst, nach einen erfolgreich gefinishten Mitteldistanz gibt es trotzdem immer noch viel zu tun.

1. F**CK Corona 🦠 Halbmarathon

In einer Zeit wo es so viele Laufveranstaltungen gibt, sollte es heute ein ganz besonderer Halbmarathon werden. Ich wollte am „1. F**CK 🦠Corona Halbmarathon“ teilnehmen und zur Belohnung sollte es die spezielle Medaille von memory-line.de sein.

Der Wettkampf selber und meine Teilnahme war natürlich optimal organisiert. Die Übernachtungsmöglichkeit für die Nacht vor dem Lauf war in unmittelbarer Nähe zum Start und Ziel. Das Frühstück entsprach genau meinen Vorstellungen und es herrschte eine unfassbare Ruhe vor dem Start.
Natürlich trug ich wieder meine knall orangenen Laufsocken, somit konnte gar nichts schief gehen.

Der letzte Gang zum stillen Örtchen unmittelbar vor dem Start, war zum ersten Mal ohne lange Warteschlangen und auch am Start herrschte kein göttliche Gelassnheit.

Sofort nach dem Start setzte ich mich gleich an die Spitze des extrem überschaubaren Starterfeldes und konnte so die Pace vorgeben, ich hatte die Strecke quasi für mich alleine, endlich mal kein Gedrängel und Kampf um Positionen. Die Strecke führte schnell raus aus der „Stadt“ und es ging auf einer langen Gerade am Main-Donau-Kanal entlang. Die Pace pendelte sich schnell bei einer 4:51 min/km ein und so ging es relativ locker bis Kilometer 4 dahin.

Kurz nach Kilometer 4 verließ die Strecke den flachen Schotterweg am Main-Donau-Kanal und schlängelte sich unter dem Kanal hindurch Richtung Osten. Der nächste Kilometer verlief auf leicht wellig Wegen durch eine Wiesenlandschaft und bog dann wieder scharf links ab Richtung Norden.

Die folgenden 6 km verliefen fast schnur geradeaus und es war schon fast etwas eintönig obwohl es ab und zu durch eine der kleinen hier typischen Ortschaften ging. Es war optimal um seine Pace zu halten und locker zu laufen.

Kurz nachdem ich die nächste kleine Ortschaft erreicht hatte, kreuzte doch plötzlich ein Zuschauer (Eichhörnchen) meinen Weg. Bei jedem Rennen das Gleiche, da können die Absperrungen noch so gut sein, diese Zuschauer halten sich nie daran. Jetzt war ich wieder voll da und konzentriert und hielt nach einem VP ausschau. Die Verteilung der VPs war wirklich ein Desaster, entweder ich war blind oder es gab bis jetzt keinen Einzigen und es kam auch keiner in Sicht. Zum Glück hatte ich meinen Trinkrucksack dabei und war somit gut versorgt.

Nach der Ortschaft bog der Weg erneut in eine traumhafte Wiesenlandschaft ein und so verflogen die nächsten 2 Kilometer wie im nu.
Erst ab Kilometer 13,5 ging es zurück in die Zivilisation und so stieg die Hoffnung auf ein paar aufmunternde Anfeuerungsrufe, doch die Zuschauermengen entlang der Strecke war mehr als dürftig. Also wieder Konzentration aufs Laufen, die Pace halten und locker bleiben.

Bei Kilometer 15,5 traf die Strecke wieder auf den Main-Donau-Kanal und somit war klar, dass es jetzt in Richtung Ziel gehen würde. Noch zwei kleine Steigungen würden kommen, alles machbar und ich lag voll im Plan. So genoss ich die letzten Kilometer, meisterte die zwei Anstiege und hielt die Pace dabei so gut es ging.

Der letzte Kilometer stand an und die Strecke führte mich noch einmal über eine leichte Schleife heraus aus der „Stadt“, die wir gerade erst wieder erreicht hatten und bog dann auf die 100 Meter lange Zielgerade ein.

Die Beine flogen nur so dahin und ich erreichte nach 1:42:55 das Ziel.
Hier war es immer noch so ruhig wie beim Start und an ein Finisher-Bier hatte wohl auch keiner gedacht.

Insgesamt ein guter Lauf, da sollte doch diesen Monat auch noch ein voller Marathon drin sein. Nur mit dem Veranstalter sollte ich noch einmal reden, keine VPs, Zuschauer die auf die Strecke liefen und kein Finisher-Bier, hier besteht wirklich noch Verbesserungspotential.

Halbmarathon beim 15. Obermain-Marathon

Der Beginn dieses Lauf-Jahres hatte wirklich nichts Positives. Krankheitsbedingte Absage meiner Teilnahme beim Taunus Ultratrail und beim Rodgau Ultra nach 40 km abgebrochen, weil ich immer noch nicht fit war. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich viel Zeit nachzudenken, darüber nachzudenken was ich mir dieses Jahr läuferisch für Ziele setzen möchte. Eines kristallisierte sich relativ schnell heraus, ich wollte endlich mal wieder meine PB beim Halbmarathon verbessern. Auf der Suche nach einem geeigneten Halbmarathon zu Beginn des Frühjahrs, viel die Wahl sehr schnell auf den Halbmarathon beim Obermain Marathon in Bad Staffelstein. Die Strecke dort ist sehr flach und führt zum Großteil über geteerten Untergrund, optimal um einen schnellen Lauf hinzulegen.

Vom Augenblick der Idee, bis zum Wettkampftag hatte ich genau 10 Wochen Zeit für ein entsprechendes Training. Der Plan war schnell aufgestellt und zu Beginn lief alles optimal. Es war zwar mal wieder hart Intervalle und Tempoläufe am Limit zu machen, aber schon nach kurzer Zeit zeigten sich die ersten Erfolge. Nach der dritten Woche, schlug dann ein grippaler Infekt zu, der mich für etwas mehr als zwei Wochen an keinerlei Art von Lauftraining denken ließ.

Die zwei Wochen waren hart, gerade lief es so gut und jetzt schon wieder eine ungeplante Auszeit. Doch zum Glück kam ich sehr schnell wieder ins Training und von jetzt ab lief zum Glück alles nach Plan. Aus 10 Wochen waren 7,5 Wochen Training geworden. Sollte dass für den Angriff auf eine neue PB reichen?

Die Woche vor dem Halbmarathon in Bad Staffelstein ging ich dann noch sehr ruhig an und versuchte soviel Erholung wie nur möglich zu bekommen. Dann war es da, das lang ersehnte Wettkampf-Wochenende. Am Samstagmorgen nochmal lange geschlafen und wieder früh ins Bett, denn um 6:00 Uhr sollte der Wecker wieder klingeln. Ich habe die Nacht auf Sonntag super geschlafen und war Morgens top fit! Kurz etwas gefrühstückt und dann machte ich mich zusammen mit meiner Frau auf den Weg nach Bad Staffelstein. Ich bin doch immer sehr froh wenn mich meine Frau begleitet, das gibt mir irgendwie ein gutes Gefühl.

Angekommen in Bad Staffelstein machten wir uns zuerst auf den Weg zur Startnummernausgabe in der Adam-Riese-Halle. Hier war zwar schon sehr viel los aber das Abholen der Startnummern war innerhalb weniger Momente erledigt und so hatten wir noch über 1 Stunde Zeit bis zum Start.

Meine Frau gönnte sich in Ruhe einen Kaffee und ich versuchte meine nervöse Blase unter Kontrolle zu bringen! Eine knappe Halbestunde vor dem Start machten wir uns dann auf in Richtung Start, so dass ich noch genügend Zeit haben sollte mich aufzuwärmen. 15 Minuten vor uns startete der Marathon und am Start traf ich auf Markus Siegler und Steffen Gertscher . Steffen war heute nur zum Zuschauen hier, doch Markus nahm den Marathon in Angriff und soviel kann ich gleich hier verraten, er kam mit einer 2:49:47 in Ziel und holte damit den 3ten Platz. Respekt!!!

Ich lief mich 2 km ein und sortierte mich dann im vorderen Teil des Starterfeldes ein, direkt hinter dem 1:29er Pacer. Mein Traum war es heute die 1:30 Stunden zu knacken, ob es gelingen würde war ich mir wirklich nicht sicher. Mein Plan war, mich an den 1:29er Pacer zu halten und nach 5 km zu sehen was meine Beine so sagen.

Kaum war der Start freigegeben machten sich die fast 1.000 Läufer auf den Weg und ich versuchte am Pacer dran zu bleiben. Das Dranbleiben war auf den ersten Metern gar nicht so einfach, den sowohl der Pacer wie auch ein paar andere Läufer, die ihm folgten mussten sich Ihren Weg durch das Feld suchen.

Nach nicht ganz einem Kilometer verließen wir Bad Staffelstein und es ging raus in Richtung Nordost nach Schönbrunn. Kaum waren wir auf der breiten Straße spürte man den etwas stärkeren Wind aus genau der Richtung in die wir liefen. Ich versuchte mich sofort in der Mitte des Feldes hinter dem Pacer zu positionieren, um soviel Windschatten wie nur möglich zu bekommen. Diese Idee hatte ich aber nicht alleine und so kam ich immer wieder in den Wind, der einiges an Kräften kostete.

Nach Kilometer 2 erreichten wir bereits Schönbrunn und es ging weiter gegen den Wind in Richtung Reundorf, wo nach 4 km die erste Verpflegungsstation sein sollte. Als wir nach Reundorf hineinliefen wurde die Laufstrecke plötzlich enger und ich hatte keine Möglichkeit zu sehen was vorne kam. Und plötzlich … war ich an der Verpflegungsstation vorbei. Das fing ja schon mal gut an! Leider gab es vor der Verpflegungsstation keinen Hinweis, was im Nachhinein wirklich ärgerlich war. Anhalten und ein paar Meter zurück zu gehen war undenkbar, da musste ich jetzt durch. Ich wusste, das der nächste Kilometer noch weiter gegen den Wind gehen würde und wollte den Windschatten der Gruppe nicht verlieren. Es ging raus aus dem Ort, wieder über freie Fläche, wieder gegen den Wind.

Nach 5 km stand eine 20:47 auf meiner Uhr, ich war also voll im Plan! Ich wusste , dass mich dieser Wind leider soviel Kraft gekostet hatte, dass ich diese Pace nie bis ins Ziel durchhalten würde. Ich schaltete also auf Plan B um, eine Zeit zwischen 1:30 und 1:35 war jetzt im Visier. Ich blieb noch bis Kilometer 6 an der Gruppe dran und ließ sie dann langsam ziehen. Ab hier kam der Wind von der Seite. Als wir Reundorf ein zweites mal erreichten, hatte ich die Hoffnung, vielleicht doch noch etwas zu trinken zu bekommen. Und dann kam die Verpflegungsstation wieder in Sicht, leider auf der falschen Seite. Doch ich sah, das ein paar Helfer auch Läufern auf meiner Seite Wasser anboten. Als ich nah genug an der Verpflegungsstation war, nahm ich Augenkontakt zu einem der Helfer auf, damit gab ich ihm zu verstehen einen Becher zu nehmen. ich wollte auf keinen Fall das Risiko eingehen wieder nichts zu bekommen. Der Schluck Wasser tat gut, ebenso der Rest den ich mir über die Unterarme schüttete.

So „gestärkt“ machte ich mich auf den 8ten Kilometer. Endlich mal den Wind voll im Rücken. Ich nahm trotzdem kurz etwas Pace raus um mir etwas Erholung zu gönnen. Wir passierten die Bundestrasse an der wir entlang gelaufen waren und dann eine Brücke über die Autobahn. Der Weg ging leider wieder leicht in Richtung Osten, was wieder Gegenwind bedeutete. Die Autobahnbrücke war hart, wenn sie auch nur wenige Höhenmeter hatte. Kurz darauf hatten wir wieder Rückenwind und erreichten die Kilometermarke 10.

Die Uhr zeigte jetzt eine 42:41 und damit lag ich nur 6 Sekunden über meiner 10 km Bestzeit. Für eine 1:30 könnte es noch reichen, aber es würde sehr knapp werden. Die Strecke führte jetzt wieder in Richtung Bad Staffelstein und kurz vor Kilometer 13 sollte meine Frau stehen, um mich anzufeuern und mir ein Gel zureichen. Schon von 100 Meter Entfernung konnte ich sie sehen und es tat sau gut! Ich griff mir das Gel, nahm es gleich und machte mich auf die letzten 8 km.

Die Strecke führte uns wieder raus aus Bad Staffelstein und ging ganz leicht Bergauf. Auch wenn hier nur 20 Höhenmeter zu überwinden waren, kostete es einiges an Kraft und die Pace fiel auf eine 4:37 herab. Jetzt hieß es für mich beißen und es half mir sehr, dass es im Folgenden 2 km sanft bergab nach Unterzettlitz ging. Ich lief hier mit einer 4:20 Pace weiter und versuchte mich etwas zu erholen, denn die nächsten knapp 2 km würden wieder gegen den Wind gehen. Kurz nachdem wir in Richtung Wind liefen überholte mich ein anderer Läufer und ich beschloss, dass es das Beste sein würde seinen Windschatten zu nutzen. Auch Ihm merkte man den Kampf gegen den Wind an, aber er war noch besser drauf als ich.

Als dann endlich der Sprecher vom Ziel-Bereich zu hören war, war das das Zeichen, dass es auf die letzten 2,5 km ging. Jetzt ging es Richtung der kleinen Seen, die nordwestlich von Bad Staffelstein liegen und für mich der schönste Teil der Strecke war. Die 1:30 waren in weite Ferne gerückt und so beschloss ich die letzten Kilometer zu genießen. Ich fand sogar noch Kraft und Lust mich mit einem anderen Läufer kurz zu unterhalten. Der Weg führte uns nun ein Stück entlang eines der Seen und durch den Kurpark, bis wir letztendlich direkt in Richtung des Sportplatzes liefen.

Die Stimmung war genial und ich genoss die 3/4 Runde auf der Bahn und vor allem den Zieleinlauf. Die Uhr blieb bei einer 1:32:39 stehen, was für mich an diesem Tag voll und ganz ok war.

Im Zielbereich entdeckte ich auch schnell meine Frau, die, nachdem ich mir mein wohlverdientes Ziel-Weizen abgeholt hatte, ein Finisher-Foto machen durfte.

Natürlich hat es mich etwas gewurmt, dass ich die 1:30 nicht geknackt habe, aber ich habe auch gemerkt, dass bei optimalen Bedingungen noch etwas mehr geht.

Nach einer wohltuenden Dusche wanderten wir dann noch auf den nahe gelegenen Staffelberg. Unterwegs haben wir noch die letzten Teilnehmer des Marathons angefeuert und uns oben eine Brotzeit und ein kühles Kellerbier gegönnt.

Als nächstes steht der Krenlauf in Baierdorf an, ein hoffentlich schneller 10er, bei dem ich einem Arbeitskollegen unter die 45 Minuten Marke verhelfen möchte.

1 Woche später geht es dann zum Bamberger Weltkulturerbelauf. Dieser führt über die Halbmarathondistanz durch das historische Bamberg. In der Bergstadt präsentiert sich Bamberg als das fränkische Rom und die Inselstadt wird gerne als „Klein Venedig“ betitelt. Ein Lauf bei dem es für mich nicht um eine Top Zeit geht, vielmehr geht es darum die Atmosphäre zu genießen.

Ihr seht also die nächsten Blog-Beiträge werden bald kommen und bis dahin …

keep on running!