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Das Leben ist kein Ponyhof und ein Ultra auch nicht!

Man kann und sollte es nicht immer alles schön reden/schreiben! Ab und zu gibt es nicht die Erfolgsstory, nicht die super tollen Erfolgsbilder für Facebook oder Instagram. Ab und zu muss man sich auch mal eingestehen: „Das war jetzt voll scheiße!“

Doch auch wenn man mal keine Erfolgsstory zu schreiben hat, sollte man von vorne anfangen. Ich werde versuchen keine Ausreden zu finden! Ausreden dafür, dass ich beim Rodgau 50 nicht das abgeliefert habe, was ich eigentlich abliefern wollte.

Nach meiner starken Erkältung Anfang Januar meinte ich, ich würde schon wieder fit genug sein einen Ultra zu laufen und so machte ich mich am Samstagmorgen um 6:45 Uhr von Erlangen aus in Richtig Rodgau auf den Weg. Die Nacht davor war geprägt von wenig Schlaf und als ich mich um 6:15 aus dem Bett quälte und nach draußen schaute, wurde ich von 5 cm babigem Neuschnee empfangen. Also schnell etwas gefrühstückt, angezogen und das Auto vom Schnee freigeräumt. Ich hoffte nur, dass die Autobahn frei ist und ich bis nach Rodgau kommen würde. Die Autobahn war frei, doch schon die erste Verkehrsmeldung war nicht die Beste. Ca. 150 km vor mir war die Autobahn gesperrt und keine Aussicht, dass sich das schnell ändern würde. So konnte ich nur hoffen, dass die Landstraße noch nicht dicht war. Ich hatte Glück und alles ging glatt, sodass ich um 8:45 Uhr rechtzeitig in Rodgau ankam.

Vorort war schon viel los und nachdem ich mein Auto relativ nah an Start und Ziel abstellen durfte, machte ich mich zu Fuß auf den Weg zur Abholung der Startunterlagen im Vereinsheim des TC Blau-Weiß Dudenhofen. Hier ist wie immer alles top organisiert und so dauerte es keine 2 Minuten, bis ich alles hatte, was ich brauchte. Ich nutze dann gleich noch die Gelegenheit in der angrenzenden Halle das Stille Örtchen aufzusuchen, denn hier werden die Wartezeiten später extrem lange.

Dann ging es wieder zum Auto, ich zog meine restlichen Laufklamotten an, befestigte die Startnummer und relaxte noch ein paar Minuten. Um 8:40 Uhr machte ich mich dann auf den Weg zum Start, wo ich eigentlich noch ein paar andere Läufer treffen wollte. Doch Vorort war soviel los, dass ich erstmal niemanden finden konnte. Erst nach ein bis zwei WhatsApp-Nachrichten traf ich Rene Saathoff und da es schon kurz vor dem Start war, machten wir uns gleich auf in die Startaufstellung. Wir reihten uns im mittleren Teil des Starterfeldes ein und kaum waren wir da, ging es auch schon los.

Ich war wirklich gespannt, wie es heute laufen würde, ob ich wirklich wieder fit war und ob das Training aus dem November und Dezember ausreichen würde. Auch war ich auf die Strecke gespannt, die Tage vorher hatte es noch einmal geschneit, heute Morgen waren es aber 2 Grad plus und stellenweise blies ein ordentlicher Wind.

Die ersten 1-2 Kilometer schwammen wir so im Feld mit und suchten unseren Platz zum Laufen. In Rodgau ist das Feld auf den ersten Kilometern noch immer sehr eng zusammen, da die Strecke auch nicht all zu breit ist. Nach der Wendestelle hatte sich das Feld dann schon sortiert und es war wieder genug Platz zum Laufen. Hier traf ich auch kurz auf Claudi und Kuno Konowski , die ich von einigen anderen Läufen bereits kannte. Ich grüßte nur kurz und versuchte weiter in den Lauf zu finden.

Ich konnte meine angestrebte Pace von 5:30 gut halten, schneller sollte es heute gar nicht sein, ich wollte die 50 km ganz entspannt bestreiten. Als es über die freie Fläche im östlichen Teil der 5 Kilometer Runde ging, suchte ich etwas Windschatten bei anderen Läufern. Hier blies der Wind schon ordentlich und ich hoffe, dass es während der nächsten Runden nicht schlimmer werden würde. Die Strecke war noch in einem guten Zustand (fester Boden und kein Eis) und auch meine Beine fühlten sich gut an. Was mir etwas Sorgen machte war mein Puls, der bei dem lockeren Tempo doch schon auf 160 war. Zu Beginn hoffte ich noch, dass die Messung am Handgelenk von meiner neuen Fenix 5x Plus wieder mal etwas spinnen würde, doch auch im weiteren Verlauf blieb der Puls so hoch.

Schnell kam mir in den Kopf, dass ich doch noch nicht wieder richtig fit bin und es vielleicht ein Fehler war hier zu starten. Ich vertrieb die schlechten Gedanken schnell wieder und konzentrierte mich drauf locker zu laufen. Die erste Runde, also die ersten 5 Kilometer, war mit einer 27:41 voll ok und auch die zweite Runde mit einer 27:11 fühlte sich gut an. Sollte doch alles glatt laufen, machte ich mir einfach viel zu viele Gedanken?

Am Ende der zweiten Rund fühlte ich aber, dass der Power etwas fehlte und so nahm ich kurz vor der Verpflegungsstation in Runde 3 mein erstes Gel, und trank einen warmen Tee. Beides wirkte sehr schnell und so fühlte ich mich gleich wieder fit und beendete die 3 Runde nach 26:48 Minuten. Ich beschloss nun in jeder Runde etwas zu trinken und zu Essen, um ja nicht in den Zustand zu kommen, keine Energie mehr zu haben.

Auch die nächsten zwei Runden waren von der Zeit noch ok, 27:22 und 27:53. Doch mein Puls machte mir wirklich Sorgen, er lag jetzt schon ein 170, obwohl ich ganz gleichmäßig lief. In der 6 Runde fing es dann so langsam an, mir wurde immer kälter, obwohl ich gut angezogen war. Doch das Problem war, dass ich so durch geschwitzt war, dass wenn ich zur freien Fläche im Osten der Strecke kam, wo der Wind immer stärker blies, ich komplett auskühlte. In der 6 Runde legte ich auch einen kurzen Stopp zum Erleichtern ein und schloss diese dann mit einer 29:57 ab.

Langsam kamen Zweifel auf, ob es wirklich vernünftig war weiter zu laufen. Ich nahm mir an der Verpflegungsstation noch mehr Zeit zu trinken und zu essen. Ging danach 100 – 200 Meter und trabte dann wieder an. Doch hier in Runde 7 war der Zeitpunkt, an dem ich begriff, dass es ein Fehler war heute hier zu starten. Ich wollte es unbedingt und hatte weder auf meine Frau noch auf meinen Körper gehört.

Was ich hier machte, war eigentlich grob fahrlässig!

Ich kämpfte mich über die nächsten 2 Kilometer und nahm mir vor nach dieser Runde aufzuhören. Doch 1 Kilometer vor dem Start-/Zielbereich fühlte ich mich plötzlich wieder super. Auch jetzt wich die Vernunft wieder und ich machte mich auf die 8 Runde. Schon an der Verpflegungsstation bemerkte ich, dass dies ein Fehler gewesen war. Ich trank eine Cola einen Tee und aß etwas, in der Hoffnung wieder Kraft zu finden. Ich ging 300 Meter lang, zwang mich dann wieder anzulaufen und fühlte mich unendlich leer. Meine Beine bewegten sich, doch es kam mir so vor, als würde ich nur gehen. Ich wollte jetzt nicht anhalten, ich wollte diese Runde nicht zu Ende gehen, ich hatte Angst, dass es mir dann viel zu kalt werden würde. So lief ich weiter und beendete die Runde und den Lauf nach weiteren 33:31 Minuten.

Ich war 8 Runden gelaufen, hatte 3:53:02 Stunden gebraucht und fühlte mich einfach nur beschissen.

Mein erster Weg führte mich zur Verpflegungsstation im Zielbereich, dann holte ich mir einen Plastikponcho ab und bekam sogar noch eine Erinnerungsmedaille, die es heute für alle gab, da es der 20 Rodgau Ultra war. Ich steckte die Medaille in die Jackentasche setzte mich auf eine Bank und beglückwünschte mich zu soviel Unvernunft!

Da es mir aber kalt wurde, musste mein Selbstmitleid warten und ich machte mich auf den Weg zur warmen Dusche.

Um diese zu erreichen, musste ich aber nochmal fast 800 Meter gehen, was mir wie eine Ewigkeit vorkam. Bei den Duschen war noch nicht viel los und die Wenigen, die dort waren, lobten die heißen Duschen. Ich quälte mich aus meinen durch geschwitzten Klamotten, bewaffnete mich mit einem Handtuch und Duschgel und ging duschen.

Ich hatte genau 15 Sekunden lang heißes Wasser, dann wurde es lauwarm und Sekunden später kalt. Heute war wirklich nicht mein Tag. Ich duschte mich schnell fertig, zog mich an und wollte nur noch einen heißen Kaffee. Auf dem Weg zurück zur Halle traf ich wieder auf Claudi und Kuno Konowski, die wohl heute auch nur 8 Runden gelaufen waren.

Als ich endlich in der Halle angekommen war, kaufte ich mir zuerst noch das Jubiläumslaufshirt und gönnte mir dann anstatt des Kaffees ein Weizenbier

Kurz bevor ich gehen wollte traf ich noch einmal auf Rene Saathoff der einen super Lauf hingelegt hatte. Eigentlich wollte er seine Zeit vom letzten Jahr (irgendwo bei 4:57:00 Stunden) nur etwas verbessern, doch mit einer 4:24:22 Stunden, war dies eine Topleistung.

So gestärkt lasse ich für dieses Jahr Rodgau hinter mir und mache mich etwas frustriert , unzufrieden, unbefriedigt, enttäuscht, unglücklich, unausgefüllt … ach was weiß ich … auf den Heimweg.

Aber keine Angst, ich werde jetzt nicht wochenlang gefrustet sein, ich halte es da lieber wie jemand in einem Kommentar bei Strava geschrieben hat:

Mund abwischen und weiter 😉

In diesem Sinne … keep on running!

P.S.: Das schöne an Rodgau ist, dass man doch irgendwie immer ein Gewinner ist und eine Urkunde bekommt!

Laufbericht – Nürnberger Stadtlauf 2016 – 03.10.2016

Eigentlich wollte ich hier gar nicht laufen oder doch!?

Na so richtig geplant war die Teilnahme an diesem Halbmarathon eigentlich nicht. Der Termin stand zwar mit Bleistift geschrieben im Familienplaner, doch ich bereitete mich gerade auf einen Trailrun vor und nicht auf die PB eines Halbmarathons.

Aber einmal durch die Frankenmetropole laufen, jetzt wo ich wieder in Deutschland bin und Nürnberg nur einen Katzensprung entfernt ist. Die Strecke waren zwei ca. 10 km Runden durch die Innenstadt, die Wöhrder Wiesen und am Whörder See entlang. Also habe ich mich am Vorabend noch schnell angemeldet meine Laufsachen zusammengesucht und mir vorgenommen diesen Lauf einfach nur zu genießen.

Start war erst um 13:30 Uhr und so konnte ich noch in aller Ruhe ausschlafen und mit der Familie Frühstücken.

Um 12:00 Uhr machte ich mich auf den Weg in Richtung Nürnberg. Erst überlegte ich, ob ich mit den Öffentlichen zum Start fahren sollte, aber ehrlich gesagt war ich zu Faul einmal umsteigen zu müssen. Also mit dem Auto in Richtung Nürnberg und wie durch ein Wunder 500 Meter vor dem Start einen Parkplatz gefunden. Schnell die Startunterlagen (man bekam nur ein Laufshirt, keine Nummer) abgeholt und dann in Ruhe umgezogen.

Kurz vor dem Start noch mal schnell wohin, um nicht gleich wieder einen ungewollten Zwischenstopp einlegen zu müssen und da passierte es dann. Aus mir unerklärlichen Gründen stellte ich mich an die falsche Schlange an. Während ich so den Gesprächen der Frauen vor mir lauschte, kam plötzlich ein Läufer zu mir und meinte: „Ähm … die Herren Toilette ist dahinten!“, Ups – Peinlich.

Ich begab mich erst 5 Minuten vor dem Start in die Startaufstellung, alles war hier ganz relaxed. Obwohl beim Halbmarathon ca. 2.300 Starter waren gab es kein Gedrängel und keine bösen Blicke, weil man so spät erst kam. Franken halt, hier sieht man das alles etwas entspannter.

Das Wetter war eigentlich perfekt, bewölkt, ca. 14 Grad, es ging ein leichter Wind und der prognostizierte Regen blieb aus.

Beim Start setzten sich die 2.300 Läufer langsam in Bewegung ohne das Irgendjemand meinte er müsste sofort beim Start Unmengen anderer Läufer überholen. Auch die Anzahl der langsame Läufer, die sich zu weit vorne eingereiht hatten und dann zu laufenden Hindernissen wurden, war auffallen gering.

Die Strecke führte am Hauptbahnhof vorbei und bog dann links Richtung Whörder Wiese ab wo es erstmal ca. 800 Meter leicht bergab ging. Ein Blick auf meine Uhr zeigte mir eine Pace von 4:30, eigentlich viel zu schnell für einen Genußlauf. Als es dann rechts zum Prinzregentenufer rein ging versuchte ich etwas Speed rauszunehmen, doch ein Blick auf meine Uhr zeigte mir, dass ich bald schon wieder eine Pace von 4:30 drauf hatte.

Nach ca. 2 km erreichten wir den Wöhrder See, an dessen Nordufer die Strecke weitere 2 km  verlief. Das Feld hatte sich langsam sortiert und meine Pace lag immer noch um die 4:30. Ich hatte aber noch keinen andere Läufer gefunden mit dem ich mich hätte zusammen tun können, um sich beim pacen etwas abzuwechseln.

Jaja ihr lest schon richtig, aus meinem Genußlauf wurde langsam ein „Mal schaun was heute geht“-Lauf.

Beim Lauf ging es jetzt rüber auf die Südseite des Whörder Sees und hier spürte man langsam den etwas stärker werdenden Westwind der jetzt direkt von vorne kam. Auf den folgenden 3 km suchte ich mir immer wieder andere Läufer deren Windschatten ich ausnutzen konnte. Wie ich bald bemerkte hatte ich auch 1-2 andere Läufer an mir dran, die sich meinen Windschatten zu nutzen machten.

Somit alles ok: „Windschatten nehmen und Windschatten geben!“

Meine Beine fühlten sich immer noch gut an und die Pace blieb konstant. Am Südufer standen wesentlich mehr Zuschauer, die einen lautstark anfeuerten, was mich noch mehr dazu antrieb Gas zu geben.

Jetzt ging es über die Insel Schütt Richtung Innenstadt und hier kam dann die einzige fiese Stelle der Strecke, eine kurze Steigung, die manchen richtig schwer viel. Hier machten sich meine Trailruns bemerkbar und ich kam relativ flott den kurzen Berg hoch.

Nach jetzt ca. 9 km auf der Strecke kassierte ich auch immer mehr andere Läufer, die Ihr Rennen wohl doch alle etwas zu schnell angegangen sind, aber das kennen wir ja alle!

Der letzten 1,5 km der ersten Runde führte zuerst durch die Einkaufsstraßen der Innenstadt, vorbei an der Lorenzkirche, wo auch wieder viele Zuschauer standen und die Läufer anfeuerten und führte dann noch kurz am kleinen Rotlichtviertel von Nürnberg vorbei in den Frauentorgraben.

Im Frauentorgraben, war richtig Partystimmung, zum einen feuerten die Zuschauer vom darüberliegenden Start- und Zielbereich die Läufer an und zum anderen sorgte eine Trommler Gruppe für ordentlich Rhythmus, der die Beine fliegen ließ.

Aus dem Frauentorgraben schnell wieder hoch auf die Frauentorgrabenstrasse Richtung Start/Ziel und schon war die erste Hälfte des Halbmarathons geschafft.

Der Blick auf die Uhr zeigte mir 47:30 an, mit einer Durchschnittsspace von ca. 4:31 und der Durchnittspuls war im grünen Bereich. Kurz mal in die Beine hineingehorcht und dann beschlossen:

„Des läfd heude, also lassmes laufn!“

Die zweite Runde hatte zu Beginn eine leicht geänderte Streckenführung wodurch es direkt an der Pegnitz entlang durch die Whörder Wiesen zum Whörder See ging. Was verwunderlich war, war das meine Pace plötzlich um ca. 10 Sekunden langsamer wurde obwohl ich doch jetzt wieder Rückenwind hatte. War ich die ersten 10k doch zu schnell angegangen und musste jetzt dafür büßen?

Kaum war ich wieder auf der Südseite des Whörder Sees und der Wind pfiff mir entgegen fand ich endlich 2 andere Läufer, die ungefähr die gleiche Pace gingen wie ich und ohne ein Wort zu sagen war klar, wir rocken den Rest zusammen. Diese Dreierkonstellation funktionierte wirklich für die nächsten 3 Kilometer perfekt, einmal ging der eine nach vorne und gab Gas und die anderen ruhten sich im Windschatten etwas aus und dann tauschten wir automatisch ohne eine Wort sagen zu müssen durch.

Erst nach dem wir wieder den kleine kurze fiesen Anstieg hinter uns hatten, merkte ich dass wir nur noch zu zweit waren. Ich schaute mich noch ein paar mal um, aber vom dritten Mitpacer war nichts mehr zu sehen.

Auf den letzten 3 Kilometern verschärften wir noch mal etwas das Tempo auf 4:20 und ich merkte so langsam, dass mir die Kräfte ausgehen. Zum Glück kamen wir nochmal an den Trommlern vorbei, wo es durch eine kleine Senke ging. Das rhythmische Trommeln und dieses etwas bergab ließen mich nochmal alle Kräfte zusammennehmen, um die letzten 500 Meter ins ziel zu Laufen.

Noch auf der Zielgeraden, kurz vor dem Ziel, bedankte sich der andere Läufer für das coole Teamwork und so kam ich, nach für mich unglaublichen 1:34:01, ins Ziel.

Neue PB an einem Tag wo ich eigentlich einen Genußlauf machen wollte, ohne irgendein Tapering in der Woche davor.

Ab und zu geht einfach mal was und dann muss man einfach Gas geben, ob es klug war oder nicht merkst Du erst am Ende. Wichtig ist immer, dass es Spaß macht, denn nur deswegen gehe ich Laufen!

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